Prag - In landesweiten Umfragen sprechen sich regelmäßig zwei Drittel der Tschechen gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten aus. Im Jahr 2015 wurde lediglich 71 Menschen politisches Asyl gewährt (zum Vergleich: in Deutschland etwa 140 000). Da lässt sich wohl kaum von tschechischer Willkommenskultur sprechen. Ganz so eindeutig und einheitlich ist die gesellschaftliche Position zur Flüchtlingsfrage aber nicht. Auch in Tschechien spaltet sie die Gesellschaft.
Das verdeutlicht beispielsweise das RefuFest Multicultural Festival, das in diesem Jahr schon zum elften Mal stattfindet. Während des zweitätigen Festivals werden anhand von Workshops, Musik-, Tanz- und Theatervorstellungen, sowie Speisen aus aller Welt unterschiedliche Kulturen vorgestellt und zelebriert.
Die diesjährige Veranstaltung legt ihren Fokus dabei ganz auf den Umgang mit Flüchtlingen. Durch thematische Diskussionsrunden und Workshops soll – entgegen der mehrheitlichen Ablehnung der tschechischen Gesellschaft - Solidarität mit den Flüchtlingen bekundet und für ihre Aufnahme und Integration geworben werden.
Ziel des Festivals ist nicht nur Multikulturalismus zu feiern und Vorurteile abzubauen, sondern in erster Linie auch ein anderes, weltoffeneres Bild der als ausländerfeindlich geltenden tschechischen Bevölkerung aufzuzeigen. Wer für diese Werte einstehen oder einfach nur die freudvolle Atmosphäre und vielfältige kulturelle Veranstaltungen aus aller Welt miterleben möchte, sollte an diesem Wochenende den ehemaligen Güterbahnhof "Nákladové nádraží Žižkov" in Žižkov besuchen, der sich inzwischen als Veranstaltungsort für Kultur einen Namen gemaxcht hat. (pah)