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| | Studium | 4.4.2013

Leben und Studieren in Prag

Ein Resümee nach fünf Monaten

Vor genau einem Jahr, im Frühling 2012, entschied ich mich, für ein Auslandssemester nach Prag zu gehen. Wie es zu dieser Entscheidung kam? Spontan und intuitiv. Nach mehreren Auslandsaufenthalten im Westen und Süden Europas, sowie Reisen in den Norden des Kontinents, stand für mich fest, dass ich nun gen Osten gehen würde. Ich schwankte zwischen Budapest und Prag. Die hervorragende Organisation und Betreuung der Karlsuniversität,wie ich aus einigen Erfahrungsberichten entnehmen konnte, führte zu meinem Entschluss in Prag mein Auslandssemester zu absolvieren. Eine goldrichtige Entscheidung, wie ich heute im April 2013, nach Beendigung meines Aufenthaltes in der Tschechischen Republik sagen kann.

Zu Beginn eines Auslandssemesters stellt man sich meist dieselben Fragen; welche Kurse kann ich belegen und wie hoch ist der Anspruch derselbigen, wo werde ich wohnen, welche Freizeitaktivitäten bietet die Universität an, wie trete ich am schnellsten mit Gleichgesinnten in Kontakt, welche Maßnahmen wie beispielsweise Schutzimpfungen sollten vorgenommen werden, wie bin ich im Ausland versichert, wie kann ich mich vor Ort verständigen, wie hoch sind die Lebenshaltungskosten und wie kann ich diese finanzieren? Mit Sicherheit gibt es noch etliche weitere Fragen, die an dieser Stelle jedoch außen vor gelassen werden.

Ich persönlich habe mich zunächst um die Wohnsituation gekümmert. In einem der zur Verfügung stehenden Studentenwohnheime wollte ich nicht unterkommen. So entschloss ich, mich auf diversen Webseiten über Wohngemeinschaften zu informieren. Tatsächlich habe ich über eine deutsche Webseite eine wunderbare WG gefunden, die für fünf Monate mein Zuhause werden sollte. Der Grundstein für einen wundervollen Auslandsaufenthalt war somit gelegt. Nicht nur das die Lage hervorragend war, auch die Mitbewohner, von denen niemand studierte, waren sehr sympathisch. Bewusst habe ich mich für eine “Nicht-Studentenwohngemeinschaft” entschieden, um auch Kontakte außerhalb der Studentenszene knüpfen zu können. Obwohl ich eher dazu raten würde eine private Wohnung oder WG in Prag zu suchen, möchte ich die häufig negativ kritisierten Studentenwohnheime etwas ins richtige Licht rücken. Alle Studenten, die ich traf und die in einem Wohnheim untergekommen sind, waren überwiegend zufrieden mit ihrer Wohnsituation, ganz gleich welches Wohnheim. Tatsächlich wurde in den Wohnheimen ausgiebig gefeiert, aber auch gemeinsam gekocht oder Themenabende veranstaltet.

Neben der passenden Wohnung sind gut gewählte Kurse an der Uni elementar für einen schönen Aufenthalt im Ausland. Die Karlsuniversität ist in dieser Hinsicht hervorragend organisiert. Ein enormes Angebot an englischsprachigen Seminaren, sowie die Möglichkeit die ersten zwei Vorlesungswochen in alle Kurse einmal “rein zu schnuppern”, führen dazu, dass alle Studenten überwiegend ihre favorisierten Veranstaltungen belegen können.  Der Anspruch des Unterrichts und der an die zu erbringenden Leistungen ist sehr hoch! Im Gegenzug sind die Kurse logisch strukturiert und die Dozenten stets motiviert die Studenten für die jeweiligen Themengebiete zu begeistern.                                                        

Das International Office, sowie die Koordination der Sozialwissenschaftlichen Fakultät sind sehr kompetent und immer bemüht, den Studenten sämtliche Fragen in kürzester Zeit zu beantworten. Noch dazu gibt es ein riesiges Angebot an sportlichen Aktivitäten, an denen man zumeist kostenlos teilnehmen kann.

Erste Kontakte habe ich bereits via Facebook einige Monate vor Beginn meines Aufenthaltes in Prag geknüpft. In mehreren Gruppen in dem sozialen Netzwerk sind sämtliche internationalen Studenten vertreten. Auch die einzelnen Fakultäten der Karlsuniversität sind hier über unterschiedliche Gruppen zu kontaktieren. Sobald man den Gruppen beigetreten ist, entwickelt sich das Ganze als Selbstläufer; man ist stets auf dem neuesten Stand. Vor Ort ist es natürlich noch einfacher neue Freunde zu finden, ob in den Kursen, bei Freizeitaktivitäten oder im Prager Nachtleben.

Was Prag zu einem echten Schmuckstück macht, ist die Nähe zu sämtlichen Großstädten ganz Europas. Trips nach Budapest, Wien, Bratislava, Warschau, Krakau, Breslau, Dresden und Berlin bieten sich sehr gut an und sind ausgesprochen günstig. Einige Mutige können diese Ziele auch per Anhalter erreichen.

Ein weiterer Schatz, der in Prag verborgen ist, ist wohl das umfassende Kulturangebot. Ob Theater, Oper oder Konzertveranstaltungen,  es ist für jeden was dabei, und das Ganze für sehr günstige Eintrittspreise.

Die Tschechen selbst habe ich überwiegend als sehr offen empfunden. Insbesondere die jüngeren Generationen. Da Deutsch sehr verbreitet an den Schulen als Fremdsprache unterrichtet wird, sprechen viele junge Leute in Prag Deutsch und freuen sich über jede Gelegenheit ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Grundsätzlich kann man sich in Prag einwandfrei auf Englisch verständigen. Dennoch würde ich raten, wenn es der zeitliche Rahmen zulässt, einen Sprachkurs vor dem Auslandsaufenthalt, wie auch währenddessen zu absolvieren.

Die Lebenshaltungskosten sind etwas niedriger als die in Deutschland. Meine Kosten in Leipzig decken sich in etwa mit denen in Prag. Das gute tschechische Bier gibt es jedoch wie allseits bekannt fast geschenkt. ERASMUS-Stipendium, Kindergeld und BAföG sind eine solide Grundlage. Man kann jedoch auch einen Nebenjob in Prag finden (bspw. in Bars), ohne zwingend tschechisch sprechen zu können.

Alles in allem kann ich Prag für ein Auslandssemester sehr empfehlen. Die Uni ist großartig, wenn auch anspruchsvoll. Das Leben in Prag ist abwechslungsreich, bunt und steckt voller Abenteuer. Land sowie Leute sind wunderbar. Die Größe Prags gewährleistet, dass man sich heimisch fühlt, es einem jedoch nie langweilig wird. Auch nach fünf Monaten habe ich längst nicht alles gesehen, was sehenswert ist. Für mich steht fest; ich werde sobald wie möglich wieder in die Goldene Stadt reisen.

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