Prag - Eine Woche nach dem Rücktritt Mirek Topoláneks (Foto) als Spitzenkandidat der ODS steht bei den Bürgerlichen Demokraten eine weitere wegweisende Entscheidung an. Am Donnerstagmorgen soll Topolánek erklären, ob und wie lange er noch Parteivorsitzender bleiben will.

Gemäß der geltenden ODS-Statuten könnte er des Amts nur per Parteitagsbeschluss enthoben werden.

Einen freiwilligen Rücktritt lehnte Topolánek bislang ab, ungeachtet der wachsenden Kritik im Anschluss an den Skandal um seine jüngsten verbalen Entgleisungen.

Am Rande eines informellen Treffens mit Journalisten hatte er sich unter anderem geringschätzig über Ministerpräsident Jan Fischer geäußert. Als abfällig wurden auch einige seiner Bemerkungen über Homosexuelle, Juden und die Kirche gewertet.

Mit Hinblick auf die bevorstehende Sitzung des ODS-Vorstands und das Zerwürfnis zwischen der Partei und ihrem Noch-Vorsitzenden befürchten manche Funktionäre, Topolánek könnte seinen Auftritt für eine öffentliche Abrechnung mit internen Kritikern ausnutzen. "Was er im letzten Interview gesagt hat, war furchtbar", zitierte der Online-Dienst der Wirtschaftszeitung Hospodářské noviny am Mittwochabend ein Mitglied der weiteren Parteiführung.

In dem Gespräch hatte Topolánek unter anderem über nicht näher identifizierte "Paten" in der ODS gesprochen und verkündigt, ihnen die Partei nicht kampflos überlassen zu wollen. (gp)