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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Bildende Kunst | 16.5.2009
Vier Junge Künstler aus Tschechien und Deutschland in der führenden Prager Kunsthalle

Prag - Bis zum 16.8.2009 kann man in der Galerie Rudolfinum die Gruppenausstellung „Under Current- Spodní Proud“ besuchen. Es werden Werke der jungen tschechischen Künstler Jiří Straka und Josef Bolf sowie ihrer deutschen Kollegen Martin Eder und Jonathan Meese gezeigt.

Aber Vorsicht ist geboten- die Werke sind nicht unbedingt leicht verdaulich.

Der Aufbau der Ausstellung ist hervorragend. Zunächst betrachtet man scheinbar Einverständnis erheischenden Kitsch, der vorgibt, leicht konsumierbar zu sein, der Harmonie vorgaukelt. Es gibt jedoch schon zu Beginn Brüche, die als ironisch-morbides Spiel aufgefasst werden können. Im Laufe der Ausstellung baut sich eine immer größere Spannung zwischen Werk und Betrachter auf. Die Konfrontation wird immer gewaltiger und der Wunsch nach Distanz, die aber durch die Werke nicht erlaubt wird, wächst.

Straka bedient sich der Technik der chinesischen Tuschmalerei. Dadurch wird der Betrachter in eine harmonisch-kontemplative Stimmung versetzt. Aber schon hier kommt es durch die Motivwahl zum Bruch. Ausgehauchtes Leben und vergangene Lebendigkeit werden zum Beispiel in einem aufgeschlitzten Hund und einem gerupften Huhn gezeigt. Die Brutalität des Schlachtens sieht man allerdings nicht. Eine makaber anmutende Ästhetisierung ist der Effekt.

Eders Gemälde sind in ihrem surrealen Kitsch fast schmerzhaft. Die starken Farbkontraste und die hoch stilisierten Motive wirken grell und faszinieren gleichzeitig. Ein Oszillieren zwischen dem Wunsch des Anschauens und Wegschauens stellt sich ein. Wie absurd wirken zum Beispiel die Katzen, immer wieder Katzen. Es gibt sie in angriffslustiger, trauriger oder auch naiver vermenschlichter Darstellung.

Meeses Skulpturen sind ungeheuerlich- seltsam formlos und doch grotesk figurativ. Das politisch unkorrekte „Missgeburt“ drängt sich auf. Die Formsprache arbeitet mit verschiedensten Ebenen und Feldern von Symbolen und Mythen, die hier oftmals in einem Kunstwerk amalgiert werden. Beim Betrachter kommt es zu einem andauernden Assoziationsprozess. Die Werke entziehen sich aber in ihrer Brutalität und Gewaltigkeit einem endgültigen Verständnis.

Die Ausstellung kulminiert in den Gemälden von Josef Bolf. Sie sind die Zombie-Vision einer desillusionierten Kinderwelt. Die (post)-apokalyptischen Szenen spielen sich auf einem Schulgelände ab und wirken daher verstörend vertraut. Emo-Kids starren unbeteiligt aus schwarzen Augenhöhlen durch den Betrachter ins Leere. Neben ihnen geköpfte Teddybären, brennende Dornbüsche und Unmengen von Blut.

Fassungslos verlässt man die Ausstellung: Wann und wie wurde aus einer leichten Reise ins Land des Kitsches ein Horror-Trip? (lis)

Themen: Ausstellungen, Rudolfinum

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