Auch wenn es sich beides Mal um Tanztheater handelte, hätten die zwei Aufführungen samt ihrer Schauplätze, nicht unterschiedlicher sein können:
Mittwoch haben wir uns im Rahmen des Theaterfestivals „malá inventura“ (small inventory – festival of new theatre) eine Performance „Portrét“ im Divadlo Ponec gesehen. Das seit 2003 jährlich stattfindende Festival „malá inventura“ setzt sich mit Trends im zeitgenössischen Bewegungs- und Tanztheater auseinander. Dabei liegt der Schwerpunkt zwar auf den Arbeiten tschechischer Künstler, ebenso sind jedoch auch ausländische Inszenierungen zu Gast. Zu sehen sind an vielen unterschiedlichen Spielstätten dabei hauptsächlich Tanzperformance und Bewegungstheater, die im Programmheft als „physical poetry“, „scary pantomime“ oder „industrial haiku“ beschrieben werden. Ebenso gibt es aber auch Konzerte und Vorträge.
Es war die erste Tanzperformance, die ich je gesehen habe: Sehr körperbetont, ungewöhnliche, sehr expressive Gestik und Mimik, die die Schauspieler an ihre körperliche Grenzen zu treiben schien, minimalistische Kulisse und keine Sprache, was auf der einen Seite zwar ungewöhnlich war, auf der anderen Seite jedoch sehr positiv, da, wenn es Rede gegeben hätte, diese wohl in Tschechisch und deshalb für mich unverständlich gewesen wäre.
Gezeigt werden im kleinen divadlo Ponec, das im Stadtteil Zizkov gelegen ist, fast ausschließlich Performance dieser Art und experimentelles Theater. Die Gestaltung der Spielstätte – leicht obszön anmutende, bunte Bilder, die angeblich Kinder gemalt haben (?) und eher unbequeme Stühle – sowie das Repertoire sind eher alternativ und somit nichts für Liebhaber „klassischen“ Theaters.
Ganz im Gegenteil dazu die Ballettaufführung La Sylphide/Napoli die wir Samstagnachmittag im 127 Jahre alten Národní divadlo besucht haben. Bei der Inszenierung des Direktors des Royal Danish Ballet handelte es sich um eine sehr (vielleicht zu) klassische: Ballerinas in weißen Tütüs, klassische Musik, eine romantische Waldlandschaft und die Geschichte einer Fee, die sich in einen Normalsterblichen verliebt und deshalb am Ende der Balletaufführung selbst sterben muss.
Das Národní divadlo ist so eingerichtet, wie man sich ein Nationaltheater vorstellt: Sessel, Teppiche und Vorhänge aus rotem Samt, goldene Leuchter, Säulen und Geländer, prächtige Deckengemälde und prunkvolle Galerien. Links und rechts der Bühne natürlich zwei besonders majestätische für König und Königin.