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prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Politik | 11.11.2016
Tschechischer Staatspräsident versteckt sich hinter seinem Protokollchef

Prag - Der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman hat sich am Freitag bei dem amerikanischen Botschafter in Prag, Andrew Schapiro (Foto), für seine falsche Behauptung entschuldigt, der Diplomat habe am Nationalfeiertag nicht an der Zeremonie auf der Prager Burg teilgenommen.

Genau genommen ließ Miloš Zeman seinen Sprecher nur eine kurze "Erklärung" veröffentlichen, die etwas verklausuliert zwar, aber doch als Entschuldigung angesehen werden kann: "Der Präsident der Republik hat bei seinem Auftritt am 9. November 2016 anlässlich der amerikanischen Präsidentschaftswahlen die Nichtteilnahme des amerikanischen Botschafters bei den Feierlichkeiten zum Staatsfeiertag am 28. Oktober  2016 erwähnt. Diese Information hatte der Präsident der Republik vom Protokoll der Präsidialkanzlei erhalten. Falls diese Information unrichtig gewesen sein sollte, entschuldigt sich der Präsident bei dem Herrn Botschafter selbstverständlich."

"Falls diese Information unrichtig gewesen sein sollte..."?

Dabei konnte es zum Zeitpunkt der Veröffentlichkung der Erklärung gar keinen ernsthaften Zweifel mehr geben, dass die Behauptung des Staatspräsidenten schlichtweg falsch war.

Die Anwesenheit von Andrew Schapiro ist zum einen durch Film- und Fotoaufnahmen belegt. Zum anderen durch die Aussage des Sitznachbarn des amerikanischen Diplomaten im Vladislav-Saal, nämlich des deutschen Botschafters Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven. Am Freitag betätigte auch der tschechische Außenminister Lubomír Zaorálek (ČSSD), dass Schapiro auf der Burg gewesen sei, schließlich habe er selbst sich dort mit ihm unterhalten.

Dass sich der tschechische Staatspräsident hinter seinem Protokollchef Jindřich Forejt versteckt (und diesen nebenbei mit der Erklärung noch vorführt), statt einen eigenen Fehler zuzugeben und sich unumwunden zu entschuldigen, rief auf Twitter dann auch einen mittleren Shitstorm hervor, der dem Sprecher des Präsidenten Jiří Ovčáček um die Ohren schlug.

Dieser hatte anfangs noch versucht, Kritik an der offensichtlich falschen Behauptung seines Burgherrn abzubügeln: Sollte Schapiro auf der Burg gewesen sein, dann sei er jedenfalls "nicht sichtbar" gewesen, so der Sprecher am Mittwoch.

Der von Jiří Ovčáček in einem seiner vielen Tweets als "Nichtdiplomat" geschmähte Schapiro nimmt die Causa derweil mit Humor. So schrieb seine Ehefrau Tamar Newberger auf Twitter, einige Leute würden sie fragen ob ihr Mann sich unsichtbar machen könnte: "Ja, aber nur wenn er Hausarbeiten verrichten soll." Antwort des für die Burg unsichtbaren "Nichtdiplomaten": "Ja, das stimmt." (nk)

Themen: Andrew Schapiro, Miloš Zeman, Jiří Ovčáček, Diplomatie

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