Prag - Das südböhmische Kernkraftwerk Temelín sorgt wieder einmal für diplomatische Verstimmungen zwischen Österreich und Tschechien. Dabei hatte am Dienstag beim Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer in Prag noch alles ganz harmonisch ausgesehen.

Doch mit fast 50-stündiger Verspätung wurde nun gestern ein kleiner Störfall in dem südböhmischen Kernkraftwerk bekannt, der sich schon unmittelbar vor dem Gusenbauer-Besuch ereignet hatte.

Weil ein Hahn nicht wie vorgesehen zugedreht worden war, waren etwa 2.000 Liter leicht radioaktiven Wassers ausgetreten. Gusenbauer rief laut Nachrichtenagentur APA gestern erbost bei seinem tschechischen Amtskollegen Mirek Topolánek an und verlangte eine Erklärung dafür, warum Wien nicht rechtzeitig über den Zwischenfall informiert worden sei.

In Österreich meldeten sich zahlreiche Politiker und Kernkraftgegner zu Wort, die spekulierten, Prag habe die Panne bewusst vertuschen wollen. Die Leiterin der tschechischen Atomaufsicht, Dana Drábová, sprach von einem „beschämenden Zwischenfall“, betonte aber, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Mensch oder Umwelt bestanden habe. „Es war weder ein Unfall noch ein technischer Defekt. Aber es ist eine große Schande“, so Drábová. (nk/gp)