Nieselregen, grau, Plattenbauten. Am Sonntagnachmittag gehen wir los zum Prager Zoo. Und? Dann passiert das Unerwartete. Siehe da: Nix grau, nix Plattenbauten. Grüne Wiesen, große Gehege, abenteuerliche Wege. Das Gelände wird umgebaut, rote Absperrbänder und Bagger versperren zugewachsene Wege.

Uns bleiben zwei Stunden, bevor der Zoo um 16 Uhr schließt. Zwei Stunden, ha, denke ich mir, ist ja nur ein Zoo. Doch: Weit gefehlt.

Wir marschieren los, zu dritt. Studentenpreis: 100 Kronen pro Kopf. Matsch, gefallene Blätter. Holz, Bambus, Reisig in den Freigehegen. Die Pinguine werden gefüttert, übler Fischgeruch liegt in der Luft. Dies ist kein Allwetter-Zoo. Matschige Trampelpfade und Pfützen, es gibt kaum Unterstellmöglichkeiten. Wir begutachten Geier und Flamingos.

Absurd faszinierend sind die auf deutsch und englisch übersetzten Erklärungsschilder:

„Der Riesenseeadler kreist während dem Fischfang ein Paar Meter über dem Spiegel oder wartet auf einem Kliff und dann schleudert ins Wasser hinein. Er beliebt die gegen Flussstrom ziehenden Lachse zu fangen. Riesenseeadlerpopulation wird nur auf 5000 Einzelner geschätzt.“

Schön, dass vier von ihnen hier im Käfig sitzen. Und schade, dass das mal keiner ordentlich übersetzt hat.

Wir wandern und wandern, werden müde. Der Döner nahe dem Krokodilgehege scheint der vorläufige Höhepunkt zu sein. Laufen, laufen, laufen. Tapire, Tiger, Geparden, Gorillas, Krokodile, Schildkröten. Der Zoo ist einfach so groß! Too big! Wir müssen es den Steinböcken nachmachen und den Hügel erklimmen, auf dem die Hälfte des Tierparks gelegen ist. Giraffen, Eisbär, Hyänen.

In weiter Entfernung zeichnen sie sich ab, die Plattenbauten und die Prager Kathedrale. 1 Stunde und 43 Minuten sind vorüber. Und wir haben nur einen groben Rundgang geschafft. Ich bin vollends geschafft und will ins Bett. Aber für einen Nachmittag kein grau, keine Plattenbauten. Grün. Ganz viel grün.