Prag - In einem der großen Prager Biergärten in der Schlange stehend, fragt sich ein jüngerer Mann auf Englisch vor sich hinmurmelnd, wie es denn sein kann, dass die Tschechen so viel Alkohol in ihren Bieren haben. Er meint die Gradzahl: "Elf Grad? Das ist ja wie Wein", lacht er mir entgegen.
Diese Gradzahl, angegeben mittels eines kleinen Kringels, steht auf den meisten Getränkekarten hinter dem Bier in Tschechien. Mit dem Alkoholgehalt hat sie allerdings nichts zu tun, zumindest nicht direkt. Die Gradzahl gibt die Stammwürze des Bieres an. Genauer gesagt den Gehalt von Malzzucker, Eiweiß und Mineralien. Je weniger, desto leichter schmeckt das Bier. Und auch der Alkoholgehalt sinkt, desto geringer die Stammwürze.
In Tschechien ist es Standard, die Stammwürze anzugeben, und damit steht das Land in Europa allein da. Vermutlich, weil traditionell viele verschiedene Biere hergestellt werden, die so besser zu unterscheiden sind. Populär ist das Pils mit einer Stammwürze von elf Grad und einem Alkoholgehalt von vier Prozent. Ein Pils mit 13 Grad hat einen Alkoholgehalt von fünf Prozent. Abstufungen sind meist zwischen zehn und 16 Grad zu finden. An die Grenzen der Möglichkeiten stoßt das "Stout" mit 20 Grad, das somit einen leichten Likörcharakter hat.
In der Kneipe bestellen die Tschechen ihr Bier übrigens auch oft einfach, indem sie die Stammwürze nennen: "desítku" (10°) oder "dvanáctku" (12°). (nino)