Prag - Die Tschechen sind bekanntlich in Sachen Bierkonsum seit Jahren unangefochten Weltmeister (143 Liter pro Jahr und Kopf). Dass ausgerechnet eine Subkultur, die ansonsten Leistungs- und Konsumverweigerung zum Lebensprinzip erhebt, sich in dieser Disziplin als besonders leistungsbereit und sogar ergebnisorientiert zeigt, beweist das kleine Punkrock-Festival Brněnecfest.
Seit dem Jahr 2000 alljährlich Anfang Juli findet sich vor allem die tschechische Punk- und Punkrockszene in dem namensgebenden Örtchen Brněnec (Brünnlitz) ein - und lässt es krachen. Immer mehr Besucher kommen dabei auch aus Polen, der Slowakei und sogar aus Deutschland angereist.
Während nackte schwabbelnde Bierbäuche und steil gen Himmel toupierte Iros auf den durch und durch kommerziellen Tanzparties der bärtigen DJ- Klons wohl eher als uncool gelten, wird in Brněnec die Konsumverweigerung offen zu Schau getragen und gefeiert.
Im Line-up finden sich dabei traditionell vornehmlich tschechische und slowakische Punkrock-Bands, die namhaftesten treten auch oft in dem größeren Punkrock- und Ska-Festival Pod Parou auf.
Dem in tschechischen Ohren Assoziationen an Jaroslav Hašeks "Braven Soldaten Švejk" weckenden Festivalbeinamen "Punkovej klystýr" zum Trotz (der medizinische Fachbegriff "Klistier" bezeichnet eine Analspülung, bei der eine Flüssigkeit über den Anus in den Darm eingeleitet wird) - das tschechische Nationalgetränk wird auf dem Punkrock-Festival selbstverständlich oral eingenommen. Und das in rauen Mengen.
Vielleicht sind die Teilnehmer entgegen der von ihnen kultivierten Anti-Haltung am Ende doch einfach tschechische Patrioten, die mit Totaleinsatz ihren Teil dazu beitragen wollen, "das Land voranzubringen", beziehungsweise es in diesem Falle an der Weltspitze zu halten. (nk)