Prag - Am 20. Oktober 2017 hatte im historischen Gebäude des Nationaltheaters in Prag das Ballettstück "Timeless" seine Premiere in Tschechien, das sich aus drei Teilen zusammensetzt: "Serenade", "Separate Knots" und "Frühlingsopfer".
Serenade
Choreografie: George Balanchine
Musik: Peter I. Tschaikowsky
Der berühmte russisch-amerikanische Choreograf George Balanchine gehört auf seinem Gebiet unbestritten zur Weltspitze und hat sich um die Erneuerung des klassischen Balletts sowie die Entwicklung des szenischen Tanzes verdient gemacht. Als er sich entschloss, für seine Schüler das Ballet Serenade zu entwickeln, war kaum einer von ihnen in der Lage, die Choreografie der Solopartien zu meistern. In den folgenden zwei Jahren überarbeitete er das Ballet immer wieder, fügte neue Szenen ein und ergänzte ein "pas de deux". Serenade ist eines der bekanntesten Meisterwerke des klassischen Ballettrepertoires des 20. Jahrhunderts und zugleich ein Paradebeispiel der einzigartigen Ausdruckstechnik dieses großen Meisters.
Filip Barankiewicz, künstlerischer Leiter des Balletts des Tschechischen Nationaltheaters, erinnert sich an eine Aufführung im Jahr 1995 in Monaco: „Ich hatte die Gelegenheit, dieses Ballet auf der Bühne der Akademie Marika Besobrasova / Prinzessin Grace hautnah mitzuerleben. Damals hatte ich das Gefühl, dass die Schönheit der Bewegung jedem einzelnen Zuhörer ein völlig neues Hörerlebnis der Musik Tschaikowskys vermittelte. In einem Ballet von Balanchine zu tanzen, das erfordert mehr und schnellere Bewegungen. Die Tänzer müssen ihre Kräfte so einsetzen, dass sie sich in der wechselseitigen Übereinstimmung bündeln. Balanchine zwingt die Mitglieder des Ensembles dazu, als Individuen aufzutreten.“
Separate Knots
Choreografie: Emanuel Gat
Musik: Frédéric Chopin
Der Choreograf und künstlerische Leiter Emanuel Gat wurde in Israel geboren und ist seit 1994 als selbständiger Choreograf tätig. Er gilt als ein besonders profilierter Autor auf dem Gebiet des zeitgenössischen Tanzes. Neue Choreografien entwickelte er zuletzt für das Ballet der Pariser Oper, die Sydney Dance Company, das Tanztheater Bremen, Le Ballet du Grand Théâtre de Genève, das Ballet de Marseille, das Schwedische Königliche Ballet, das Polnische Nationalballett, das Ballet de Lorraine, Cedar Lake und weitere Ensembles.
"Bei der Entwicklung seiner Gedanken und Bilder im Rahmen des Schaffensprozesses setzt Emanuel Gat auf eine freie Herangehensweise. Er lässt den einzelnen Tänzern und Künstlern Raum zum freien Ausdruck, was den Einsatz von Improvisation von Aufführung zu Aufführung unterschiedlich ausfallen lässt", erklärt Filip Barankiewicz, künstlerischer Leiter des Nationaltheaters.
Das Frühlingsopfer
Choreografie: Glen Tetley
Musik: Igor Strawinsky
Es spielt das Orchester der Staatsoper
Glen Tetley ist einer der berühmtesten und anerkanntesten Choreografen des 20. Jahrhunderts. Sein tänzerischer Wortschatz kombiniert klassische und moderne Phraseologie; die expressive Körpersprache ist das herausragende Kennzeichen der zeitgenössischen Bewegungsform. Tetley hat mehr als 50 Ballettstücke für ausgezeichnete internationale Ensembles geschaffen.
Das Frühlingsopfer entstand ursprünglich für das Bayerische Staatsballet im Jahr 1974, zur Musik des Orchesterstücks des russischen Komponisten Igor Strawinsky, geschrieben 1913 anlässlich der Saison Ballets Russes von Sergei Djagilew in Paris. In der Urfassung sowie in vielen späteren Inszenierungen Tetleys kommt die Hauptrolle dem Auserwählten, bzw. dem Opfer des Rituals zu.
Das Thema hier ist Opferung der auserwählten Person, die die menschliche Hoffnung, Schuld und Leid versinnbildlicht. Der Auserwählte stirbt, wird aber mit der Ankunft des Frühjahrs wiedergeboren, gleichsam als Symbol der Hoffnung und Verheißung neuen Lebens. Die explosive Energie, die sich durchs gesamte Werk zieht, lässt sich schwer in Worte fassen.
Tetleys Choreografie spiegelt den Lebensdrang und die treibende Kraft von Strawinskys Musik, behält deren Leidenschaft, dynamischen Puls, Sinnlichkeit und menschliche Schöpfungskraft bei. Für die Tänzer stellt dies eine besondere Herausforderung dar, die Energie und physische Ausdauer erfordert. In Tetleys ikonischem Ballet hat der Zuschauer Gelegenheit, Zeuge der Kraft und des Geistes dieser großartigen Sondage zu werden. (gp/nk)