Prag - Der tschechische Energiegigant und Betreiber des südböhmischen Atomkraftwerks Temelín hat die Ausschreibung für einen Milliarden-Auftrag zum Ausbau des Kraftwerks zurückgezogen und auf Eis gelegt. Das gab Ladislav Kříž, der Sprecher des Energieunternehmens ČEZ, am Donnerstag bekannt.
Die Informationen hätten bereits alle Bewerber erhalten, nämlich das Konsortium der Unternehmen Westinghouse Electric Company LLC und Westinghouse Electric Czech Republic s.r.o., das Konsortium der Unternehmen ŠKODA JS, Atomstroyexport und Gidropress sowie das schon früher ausgeschiedene Unternehmen AREVA NP.
Hintergrund ist die Weigerung der tschechischen Regierung, staatliche Garantien für den Ausbau zu übernehmen. Dem Stopp sei eine entsprechende Kommunikation mit der Regierung von Premier Bohuslav Sobotka (ČSSD) vorausgegangen. "Die Regierung plant derzeit mit Rücksicht auf die verlaufende Diskussion über die Energieversorgung der EU keine Gewährung einer Garantie oder eines Stabilitätsmechanismus für den Ausbau von CO2-armen Energiequellen. Zugleich deklarierte sie ihr Interesse an einer Weiterentwicklung der Kernenergie in Tschechien mit dem Hinweis, dass sie für diesen Bereich bis Ende des Jahres einen komplexen Plan vorbereite", umreißt ČEZ-Sprecher Kříž die Hintergründe für den heute verkündeten Stopp.
Der Generaldirektor des zu 70 Prozent staatlichen Energiekonzerns Daniel Beneš hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, dass die Ausbaupläne gestoppt würden, falls ČEZ vom Staat keine Garantie der Rückvergütung der Investition erhalte. Tschechiens Regierung hatte am Dienstag einen garantierten Stromtarif für zwei neue Atomreaktoren in Temelín abgelehnt. (nk)