Prag - Zwischen Premier Mirek Topolánek und dem Parteirebellen Vlastimil Tlustý scheint das Tischtuch endgültig zerrissen. "Offener Krieg" titelt heute gar der Server Novinky.cz in Bezug auf den jüngsten medialen Schlagabtausch im seit lange schwelendem Streit zwischen den beiden ODS-Politikern.
So ging Premier Mirek Topolánek seinen innerparteilichen Kritiker am Montag auf einer Pressekonferenz in Prag scharf an und erklärte, dass er Tlustý nicht mehr als Abgeordneten der ODS betrachte und dass dieser nicht mehr für die ODS spreche.
Topoláneks ehemaliger Finanzminister wiederum hatte seinem Parteichef zuvor am Sonntag vorgeworfen, für die miserablen Umfrageergebnisse der ODS verantwortlich zu sein und sich von den programmatischen Prioritäten der ODS verabschiedet zu haben. Auch den Aufenthalt des Premiers in Italien
Auf der Pressekonferenz ging Topolánek mit Tlustý auch persönlich hart ins Gericht: "Alle haben mich gewarnt: Tlustý müssen Sie loswerden, er schadet der ODS, bei der ersten Gelegenheit wird er Sie verraten", so Topolánek, der dabei rückblickend bedauerte, dass er sich zu lange vor Tlustý gestellt habe.
"Ausgestreckter Mittelfinger"
Tlustýs Konter ließ nicht lange auf sich warten: "Ich bin ebenso ODS wie er. Zum Glück entscheidet nicht er, ob ich ODS bin. Ich habe in meiner Umgebung eine mehrheitliche Unterstützung, wie es bei ihm damit steht, weiß ich nicht", so Tlustý als Reaktion auf Topoláneks persönlichen Angriffe. "Wenn jemand die ODS verrät, dann ist er es. Das habe ich erstmals vor ungefähr einem Jahr gesagt. Und ich bleibe dabei, dass gerade er es ist, der die ODS hinunter zieht", fügte der ODS-Abgeordnete hinzu. Einen Austritt aus der ODS-Fraktion im Prager Abgeordnetenhaus schloss Tlustý zugleich aus: "Das ich dem Herrn Premier missfalle ist entschieden kein Grund, dass ich die ODS verlassen würde". Zugleich kündigte Tlustý an, sich künftig noch weniger mit Kritik zurückzuhalten, als er dies im vergangenen Jahr getan habe.
Tlustý hatte am Sonntag in der politischen Diskussionssendung "Otázky Václava Moravce" im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (ČT) auch den jüngsten Italienaufenthalt des Premiers als ein "ein bisschen Urlaub, ein bisschen Ausflug mit Freunden und ein bisschen Gespräche mit Ministern" kritisiert. Für jede Reise müsse es einen klar definierten Grund und eine Erklärung geben, so Tlustý. "Und es geht nicht - und so geschieht es jetzt - dass der ganzen Öffentlichkeit der ausgestreckte Mittelfinger gezeigt wird", ätzte Tlustý weiter.
Topolánek hatte zusammen mit Freunden (darunter Marek Dalík und Verkehrsminister Aleš Řebíček), seiner Lebensgefährtin und ihrem gemeinsamen etwa ein Jahr alten Sohn Niklas einige Tage auf Einladung des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconis an nicht bekannt gegebenen Ort in Italien verbracht. Nach Italien waren sie mit einer gecharterten Privatmaschine geflogen. Topolánek verteidigte die Reise dagegen als reine "Privatsache". (nk)