Einen ausgewiesenen Rotlichtbezirk gibt es in der tschechischen Hauptstadt zwar nicht. Das bedeutet allerdings nicht, dass es in Prag keine Rotlicht-Etablissements gäbe - im Gegenteil, über die ganze Stadt verteilt und oft an besonders exponierten, also gerade an den von Touristen stark frequentierten Plätzen finden sich die einschlägigen Clubs.
Prag hat sich in den vergangenen Jahren sicher nicht zu Unrecht den zweifelhaften Ruf einer Top-Destination für Partytourismus erworben. Tatsächlich kommen Monat für Monat Tausende Besucher in die Goldene Stadt, um zu feiern und mal richtig einen drauf zu machen. Zum Pflichtprogramm für Junggesellenabschiede, bei denen es alle noch einmal so richtig krachen lassen wollen, gehört fast immer der Besuch einer Strip-Bar oder eines Nachtclubs.
Die höchste Konzentration an Rotlicht-Betrieben findet man im Stadtzentrum rund um den Wenzelsplatz, entlang des Königswegs in der Prager Altstadt sowie in der Jilská-Straße und am Kohlenmarkt (Uhelný trh). Die meisten dieser Läden sind auf ausländische Kundschaft spezialisiert, die tschechische Klientel bevorzugt dagegen eher kleinere und weniger zentral gelegene Nachtclubs.
Straßenstrich war gestern
Auch einen Straßenstrich gibt es wohl hier und dort noch, doch die wilden 90er sind vorbei. Sexuelle und erotische Dienstleistungen werden in Prag inzwischen fast ausschließlich in gut organisierten Etablissements angeboten. Oft tragen sie Bezeichnungen wie "Cabaret", "Sauna Club" oder "Erotic Massage" und neuerdings "Tantra Salon".
Nicht nur räumlich oft dicht nebeneinander angesiedelt, findet man Diskotheken, Clubs, Strip- und Table-Dance-Bars, Gay-Bars, Swinger-Clubs und Edel-Bordelle, Freudenhäuser jeder Art also, die Übergänge sind dabei mitunter fließend.
Nach Schätzungen der Polizei gibt es rund hundert Rotlicht-Betriebe in der Stadt, hinzukommt eine nicht zu beziffernde Zahl an privat arbeitenden Professionellen und Gelegenheitsprostituierten, die ihre Dienste vor allem in Anzeigenblättern oder im Internet inserieren, oder aber über Escort-Agenturen vermittelt werden.
Wenzelsplatz
Zu kommunistischen Zeiten war der Wenzelsplatz fest in der Hand der "veksláci", die hier illegal Kronen gegen Valuta tauschten. Heute ist der lang ansteigende Boulevard unterhalb von Nationalmuseum und der namensgebenden Reiterstatue mit seinen Seitenstraßen einer der Brennpunkte in Sachen käufliche Liebe in Prag.
Er ist das Revier der Schlepper, die die männlichen Touristen abfangen und in die Häuser ihrer Auftraggeber lotsen, der Trickbetrüger und auch der Drogenhändler. Und Vorsicht: Einen Straßenstrich gibt es zumindest am Wenzelsplatz praktisch nicht mehr. Werden unbekannte Mädchen auf der Straße zudringlich, handelt es sich bei ihnen mit ziemlicher Sicherheit um fingerfertige Taschendiebinnen. Die Polizeiberichte der Prager Kriminalpolizei sind voll davon.
Berühmt-berüchtigt ist die kleine Seitenstraße Ve Smečkách im oberen Teil des Wenzelplatzes. Hier konkurrieren gleich mehrere Häuser um Kundschaft.
Rechtliche Grauzone
Die Prostitution findet in Tschechien dabei in einer gesetzlichen Grauzone statt. Sie ist zwar allgegenwärtig, doch gesetzlich praktisch nicht existent. Alle Initiativen, das horizontale Gewerbe zu legalisieren, um ihm somit auch Regeln auferlegen zu können, liefen bisher ins Leere.