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Der Autor

Margit Mössmer, geboren 1982 in Hollabrunn, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Hispanistik in Wien. Sie arbeitete als Redakteurin und Ressortleiterin beim "Freien Magazin FM5" und war für das "quartier 21/MuseumsQuartier Wien" tätig.

Ihr Debütroman "Die Sprachlosigkeit der Fische" wurde 2015 für den Franz-Tumler-Preis nominiert; bereits 2010 wurden einige Texte daraus beim Ö1 Literaturwettbewerb prämiert und mit Burgschauspielerin Dorothee Hartinger vertont.

2016 erhielt Mössmer für ihren Roman "Palmherzen" das Startstipendium für Literatur des Bundeskanzleramtes sowie das Hans-Weigel-Literaturstipendium. Im Sommer 2020 ist sie Stipendiatin im Prager Literaturhaus. 

Bildnachweis:
© Susanna Hofer
| | Kultur | 15.9.2020

26. Juli 2020

Ein paar wenige Leute sitzen in der Kirche, manche tragen Maske.
Vier Frauen stehen vom Eingang aus gesehen rechts neben den Bänken und schauen an die Wand, so als wäre da ein Fenster nach draußen. Doch da ist nichts. Für mich sieht das sehr seltsam aus, aber ich war auch schon lange nicht in einer Kirche oder in irgendeiner religiösen Situation.
*
Nach Jahren wieder im Zlatého Tygra, im Goldenen Tiger! Stricherliste! Bier hingestellt bekommen, ohne dass man bestellen muss! Lautstärke! Der Kellner setzt mich an einen Tisch zu einem betrunkenen Mann dazu. Auf seinem Zettel bestimmt 15 Stricherl. Der Mann ist enttäuscht, dass ich kein Tschechisch kann und es tut mir ehrlich leid. Er holt sein Telefon aus der Hosentasche, dabei rutscht er fast von der Bank. Ein Foto will er mir zeigen, bitteschön. Er in Uniform. Ich nicke und verstehe. Er arbeitet als Burgwache. Er ist mir sympathisch, deswegen bin ich ihm nicht böse, dass er mich die ganze Zeit anstarrt, während ich mein Gulasch esse.  

*
Soll ich beim Karaoke antreten? Antreten? Wieso sage ich antreten? Ich bin hier nicht beim Stierkampf.
Memo an mich: Je länger es zwischen der Bekanntgabe, man würde singen und dem tatsächlichen Auftritt dauert, umso schlimmer. Man hat Zeit das Gesagte zu reflektieren und bereut es Zugeständnisse gemacht zu haben. Man möchte jetzt lieber gehen.

Gesungen.

Die Höhe der letzten Töne unterschätzt.

Hände desinfiziert.

Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
Tschechische Republik

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