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Der Autor

Janna Steenfatt wurde 1982 in Hamburg geboren und absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Sie erhielt mehrere Preise und Stipendien, so u.a. 2009 ein Aufenthaltsstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen, 2010 ein Aufenthaltsstipendium für das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2012 ein Werkstattstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung, sowie den Limburg-Preis der Stadt Bad Dürkheim und zuletzt 2013 ein Aufenthaltsstipendium der GEDOK Schleswig-Holstein.

Sie schrieb Theaterstücke und Erzählungen, die in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden und arbeitet derzeit an ihrem ersten Roman.

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27.6.

Prag und ich, wir haben eine Beziehungskrise. Weil wir wissen, dass wir bald für lange, womöglich für immer, auseinander gehen werden. Das vergällt uns die letzten gemeinsamen Tage. Das macht, dass wir weinend auf dem Sofa sitzen, jede für sich, anstatt etwas Schönes zusammen zu unternehmen.
Man hat es ja geahnt: dass sich das Herz auf den letzten Drücker doch wieder an irgendetwas hängt.
Man hat es ja gewusst: dass es auch ein Zuviel an Schönheit geben kann, zu viel Prunk und Pracht, zu golden die goldene Stadt.
Man hat es ja befürchtet: dass einem diese Schönheit zu den Ohren heraus kommt und sich ins Gegenteil verkehrt und man Prag plötzlich hasst dafür, wie sie sich verkauft, sich anbiedert, wie sie mit den Touristen herumhurt, und man empfindet so etwas wie eine vorauseilende Eifersucht, weil man weiß, sie wird einem nicht treu sein, sie wird einen vergessen, sobald man ihr den Rücken gekehrt hat.
Man kennt das ja: dass es Gründe gibt, aus denen man weg will und solche, aus denen man bleiben möchte, und - und das sind die komplexesten – Gründe, aus denen man einerseits weg will und andererseits bleiben möchte.
Ob wir eine Fernbeziehung führen könnten, Prag und ich? Ich bin nicht sicher. Prag ist keine, die ich teilen wollen würde. Prag ist eine, die ich ganz will oder gar nicht. Zu groß ist die Gefahr, dass wir einander all zu schnell fremd würden. Zu schmerzhaft die Vorstellung, sie bloß alle Jubeljahre einmal zu besuchen.
Und man weiß ja: man wird es trotzdem tun.
Man wird sie wiedersehen wollen, koste es, was es wolle.

Vor einigen Jahren traf ich auf einer Party der Leipziger Buchmesse Jaroslav Rudiš und forderte ihn auf, mir etwas Tschechisch beizubringen. Er brachte mir zwei Sätze bei, einen der, wie er sagte, zu den allerwichtigsten gehöre:
to je život – so ist das Leben.
Der andere Satz lautete miluju tě: – ich liebe dich.
Diesen Satz, sagte Jara, sagt man allerdings wenn überhaupt am besten nie ohne den anderen davor. Seither muss ich diese beiden Sätze immer zusammen denken.
Man kann sie, wie ich aus Erfahrung sagen kann, gut betrunken in jemandes Ohr schreien. Oder sie, ganz nüchtern, der sagen, die man in wenigen Tagen verlassen wird:

miluju tě, Praho – to je život

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