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Der Autor

Anna Hofmann wurde in Nürnberg geboren. Sie studierte Fotografie an der AdBK Nürnberg und kreatives Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo sie sich mit der Weiterentwicklung ihres Manuskripts "Die Ungeduld meiner Mutter" beschäftigte. Sie ist Mitgründerin der unabhängigen Lesereihe "Übermut & Zärtlichkeit" und veranstaltet Leseabende.

Ihre Texte wurden in verschiedenen Kunstpublikationen, Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Die Autorin kombiniert gern die Medien Fotografie und Literatur.

Im Oktober 2024 ist Anna Hofmann Stipendiatin im Prager Literaturhaus und arbeitet an ihrem Debutroman.

Bildnachweis:
© Anna Hofmann
| | Feuilleton | 4.11.2024

Abschied

Es gilt jetzt, Abschied zu nehmen. Die letzten Tage hier sind geprägt von dem widersprüchlichen Gefühl, nicht gehen zu wollen und der Vorfreude auf Zuhause.

Meine Familie besucht mich und ich zeige ihnen, was ich von Prag diesen Monat durch die vielen Spaziergänge gesehen habe. Wir gehen auf die Prager Burg hoch und das Goldene Gässchen mit dem früheren Wohnsitz von Kafka hinunter.  Wir essen gefüllte Knödel und laufen an der Moldau entlang bis wir müde werden. Die vielen Antiquariate durchstöbern wir nach deutsch- und englischsprachiger Literatur. Mein Sohn will Die Verwandlung lesen und ich erzähle ihm von den Tagebüchern von Kafka, die ich dabei habe.

Abends sitzen wir zu dritt in der kleinen Küche und während wir kochen fragen sie: Wie war das, einen Monat hier? Was war das Schönste? Was hast du erlebt? Ich erzähle ihnen von der Einsamkeit, vom Heimweh, vom vielen Schreiben am Roman, von dem ich mich über die letzten Monate so entfernt hatte und den ich nun endlich, endlich zu Ende schreiben mag. Ich erzähle Ihnen davon, wie Prag sich innerhalb eines Monats nicht nur durch die Natur, die hier alles in ein goldenes Licht voller bunter Blätter getaucht, verändert hat, sondern, dass die Karte, die ich zuvor von der Stadt im Kopf hatte, größer geworden ist.

Am letzten Tag laufen wir hoch auf die Vyšehrad-Burg und entlang der Burgmauer. Die Sonne scheint so stark, dass wir ins Schwitzen geraten und auf einer Bank verschnaufen. Natürlich gehe ich auch über den Vyšehrad Friedhof, die Luft flimmert zwischen den Gräbern und großen Bäumen. Stille legt sich über die vielen Tourist:innen, ich blinzle in die Sonne.

Dann Abschied nehmen. Ich bin mir sicher, dass ich wiederkommen werde. Spätestens zur geplanten Lesung nächstes Jahr, darauf freue ich mich schon jetzt.

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