Nach zwei bis drei Wochen hat man genug. Es ist zu eintönig, zu fad und viel zu wenig. Man bekommt sein Mittagessen zwar für unschlagbar günstige 30 bis 40 Kč, aber es ist einfach nie genug. Man muss sich Alternativen suchen. Kochen zum Beispiel! Allerdings hat man da schon am ersten Tag festgestellt, dass Kochen in Hostivar mitunter zur Kunst mutieren kann. Was bleibt? Ja, natürlich. McDonald’s ist zwei Tramminuten entfernt, genauso wie eine Kette die chinesisches Essen anbietet und natürlich der etwas teurere Italiener „Da Vinci“ (alle im Interspar). Doch ist es wirklich gut, sich Tag ein Tag aus mit Cheeseburgern, gebratener Hähnchenbrust mit Nudeln oder Pizza „Volcano“ vollzustopfen? Und das womöglich zweimal am Tag?
Nein, auch davon hat man nach einer gewissen Zeit genug und beginnt nach Restaurants in der Umgebung zu suchen. Das besondere an tschechischen Restaurants ist etwas, dass es bei uns in der Form gar nicht gibt (MARKTLÜCKE!!!). In Tschechien gibt es zur Mittagszeit, also von 11 bis 15 Uhr, Mittagsmenüs oder sogenannte „Hotová jídla“ – Fertiggerichte. Das sind vorbereitete vollwertige Speisen zu günstigeren Preisen, da sie nicht komplett frisch zubereitet werden. Wer jetzt denkt, man bekäme da alte Schuhe vorgesetzt, der irrt sich gewaltig. „Svičkova“ oder „Pečene vepřove s bramborem a tartarskou omačku“ sind alles vollständige Gerichte, die einen hungrigen Studenten mühelos satt machen können.
Was findet man also in der näheren Umgebung des Wohnheims? Die erste Entdeckung ist die „Hospůdka Karolína“. Eine Gastwirtschaft, nur fünf Minuten zu Fuß vom Wohnheim entfernt in der „U břehu 597/7, 102 00 Praha-Hostivař“, die durch guten Service, uriges Ambiente und billige Preise überzeugt. Und die Speisekarte der „Hotova jídla“ steht sogar immer in Internet abrufbereit; man kann also schon im Vorfeld wissen, was man essen will. Einziges Problem ist, dass die Speisekarte ausschließlich auf Tschechisch ist, aber mit einem Wörterbuch übersteht man auch das. Und um nur ein Beispiel zu nennen, wie billig man mit so einem Mittagsmenü fährt: Suppe als Vorspeise mit Svičkova als Hauptgericht und einem Bier macht 139 Kč, das sind etwas mehr als 5€. Kann sich sehen lassen, oder? Einziger Haken an der Sache ist, dass viele Tschechen diese Angebote ebenfalls nutzen und das „Karolina“ infolgedessen immer wieder mal voll ist und man ab vier Personen nur noch schwer einen Tisch bekommt – außer man reserviert.
Die zweite tschechische Alternative findet sich an der Tramstation „Zahradní Město“ – ungefähr fünf Minuten mit der Tram. Das „Plženská restaurace ‚U Švehly‘“, eine ebenfalls urige Gaststätte, benannt nach einem tschechslovakischen Agrarminister aus der Zwischenkriegszeit bietet dort seine Speisen an. Preislich und stimmungsmäßig dem „Karolina“ sehr ähnlich, sind natürlich auch die „Hotová jídla“ mitunter die gleichen, aber im Unterschied dazu, ist das „U Švehly“ nur selten wirklich überfüllt.
Wie man sieht, gibt es auch ein Leben außerhalb der Mensa und außerhalb der Innenstadt. Man muss nur suchen und willens sein, auch einfach mal blind auf die Speisekarte zu deuten und zu sagen „Dam si tohle!“. Ich wurde damit bisher noch nicht enttäuscht.