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| | Sport | 18.10.2010

Paintball in Tschechien

Warum ein Wochenende in Tschechien nicht unbedingt nur Bier, Prag und Karlsbrücke sein muss

Es weht ein kühler Wind in einem tschechischen Wäldchen, doch bringt er nicht die erhoffte Frische. Der von mehreren Schichten Schlamm bedeckte Overall und die Maske verhindern, dass man seine Kühle genießen kann. Konzentration.  Man muss weiter, weiter zur nächsten Deckung. Aber man wird beschossen. Links und rechts und hinter und vor einem zerplatzen die haselnussgroßen Farbkugeln und verteilen ihre bitterschmeckende Lebensmittelfarbe. Zusammenreißen! Sammle deine letzten Reste Büromut und sprinte die sieben Meter bis zur nächsten Deckung! Drei…Zwei…Eins…LOS!

„OUT!“ ertönt der Ruf des Marshalls und wieder ist ein Spieler vom Feld genommen. Beim Versuch von einem Baum in einen Graben zu rennen wurde er mitten auf die Brust getroffen und jetzt ziert ein gelber pollock‘scher Klecks den tarnfarbenen Overall des Spielers. Mit gesenktem Kopf und enttäuschten Tritten gegen unschuldige Wurzeln  trottet der „Markierte“ zum Ein-/Ausgang des Spielfeldes, schnappt sich sein „Laufkondom“ und wartet auf das Ende der Runde. Doch schon hier ist der Frust vergessen und es wird schon fleißig mit anderen Ausgeschiedenen diskutiert, ähnlich wie am Fussballstammtisch: „Du hättest die andere Deckung nehmen sollen! Der Graben war zu weit!“ – „Aber dann wären wir nicht schnell genug vorwärtsgekommen!“ oder „Ey Mist, ey! Wenn ich nicht gestolpert wäre, hättest du mich NIE erwischt!“ – „Haha! Mach‘ dich mal nicht größer als du bist, Kollege!“ sind nur wenige Beispiele der Rundenanalyse und des „Trashtalks“ der unter Paintballern stattfindet.

Doch was ist „Paintball“ eigentlich genau? Woher kommt es ursprünglich? Wie spielt man es? Wo kann man es spielen? Wieviel kostet es und tut es weh?

Was ist Paintball überhaupt und wie funktioniert es?

„Paintball“, oder auch amerikanisch „Gotcha“ genannt, stammt ursprünglich aus Amerika. Seine Anfänge finden sich in der Art wie Rinder in Herden gezählt wurden. Jedes gezählte Rind wurde markiert um Doppelzählung zu vermeiden. Man muss nun wahrlich kein Genie sein, um sich in etwa vorstellen zu können wie lange es dauerte bis irgendwer den brillanten Einfall hatte seine Kollegen zu markieren. „Gotcha“/ „Paintball“ war geboren!

Die grundlegenden Regeln sind genauso einfach, wie intuitiv. Jeder der schon einmal „Cowboy und Indianer“ in seiner Kindheit gespielt hat, weiß wie „Paintball“ funktioniert. Nur die enervierenden Diskussionen àla „ICH HAB DICH GETROFFEN!“ – „GAR NICHT WAHR! ICH WAR VERSTECKT!“ fallen weg. Ein bunter Fleck und du bist weg. So einfach. Wichtig sind aber nicht nur die konkreten Spielregeln, sondern auch die jeweilige Hausordnung des Spielfeldbetreibers. Diese variieren leicht, im Kern handelt es sich aber um folgende Vierfaltigkeit von Verhaltensweisen:
1) Den Anweisungen der Marshalls (der Schiedsrichter) ist BEDINGUNGSLOS Folge zu leisten,
2) Abseits des Spielfelds IMMER das Laufkondom (ein Schutz gegen zufällig abgefeuerte Kugeln) auf,
3) Auf dem Spielfeld IMMER die Maske auf und
4) KEIN wildes Geballer. Geschossen wird nur am Schießstand und auf den Spielfeldern

Wo kann ich Paintball spielen?

Das „Wo?“ ist recht einfach zu beantworten: natürlich in Tschechien! Während in Deutschland „Paintball“ leider noch immer ein Schattendasein führt und ähnlich wie andere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten mitunter sogar verpönt ist, geht man bei unseren europäischen Nachbarn wesentlich unverkrampfter damit um. Möglichkeiten gibt es in Tschechien einige, von denen hier nur ein paar vorgestellt werden sollen.

Die naheliegendste Möglichkeit ist sicher das Spielfeld von Mark Wightman am Grenzübergang Waidhaus in Vysocany. Doch warum nicht einen Besuch der goldenen Stadt – mit all seinen kulturellen Reizen, den Konzerten und Theatern, den Parties und Pub-Crawls – mit einem Tag Adrenalin und Nervenkitzel beim „Paintball“ verbinden? In und um Prag finden sich ebenfalls einige Spielfelder, wie zum Beispiel „Paintball Hrabarev“ in der Nähe von Zličín oder „Prague Indoor Paintball“.

Und wieviel kostet der Spaß?

Preislich ist „Paintball“ eine gehobene Unterhaltung. Die Ausrüstung kann man sich vor Ort ausleihen und Kugeln müssen in der Regel vom Spielfeldbetreiber gekauft werden – und 2000 Kugeln sind schneller verschossen als man glaubt, weswegen häufiges Nachkaufen die Regel ist. Zu empfehlen sind hier die jeweiligen Sonderaktionen der einzelnen Betreiber, wie zum Beispiel die „Fun Days“ bei denen man die Ausrüstung für den zweiten Tag sowie eventuell die ersten 500 Schuss umsonst erhält.

„Paintball“ ist ein actionreiches, spannendes und ungemein motivierendes Spiel – der verletzte Stolz und die Enttäuschung getroffen worden zu sein, schmerzen (und motivieren!) mehr als die eigentlich Treffer. Es ist ein Spiel das Ausdauer, Konzentration und ein kleines bisschen Mut erfordert. Ein Spiel bei dem Sie mit ihren Teamkollegen zusammen ein Ziel zu erreichen versuchen, weshalb es auch von Chefs gerne als „Teambildende Maßnahme“ bezeichnet wird. Ein Spiel bei dem Sie mit weintraubengroßen, mit Lebensmittelfarbe gefüllten Kugeln auf andere Spieler schießen. Ein Spiel nichtsdestotrotz. Jeder der sich im Winter in Schneeballschlachten stürzt, wird „Paintball“ lieben. Deswegen kann ich an dieser Stelle nur empfehlen, die in Deutschland übliche Stigmatisierung einfach mal Stigmatisierung sein zu lassen und ein Wochenende „Paintball“ auszuprobieren und sich ins Getümmel zu werfen. Es könnte Ihnen gefallen.

Externer Link: www.hrabarev.czwww.hrabarev.cz, www.paintball-brno.czwww.paintball-brno.cz, www.paintballpark.czwww.paintballpark.cz

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