Als ich erfahre, dass in Prag ein ziemlich großer Jahrmarkt mit Schießbuden, Fahrgeschäften und Leckereien auf dem Ausstellungsgelände in Holesovice, Prag 7, stattfindet, wird nicht lange gezögert. Ich warte nur auf die Gelegenheit, mich ins Getümmel zu stürzen und alle möglichen Angebote auszutesten. Das Wetter könnte nicht besser sein, als ich mich schließlich mit meinem Bruder und seiner Freundin, die mich gerade in Prag besuchen, auf den Weg mache, den Jahrmarkt zu erforschen.
Unser Besuch dort ist allerdings eher spontan, das eigentliche Ziel war es, einen bewachten Parkplatz für das Auto zu finden, mit dem die beiden hergefahren waren. Da sich meine Navigations- und Orientierungsfähigkeiten aber schwer in Grenzen halten und die anderen beiden eh keine Ahnung haben und mir (zu unser aller Pech) vertrauen, klappt das nicht ganz. So landen wir irgendwann am hintersten Ende des Stromovka-Parks in Holesovice und merken schnell, dass wir von dort nicht mehr so einfach weg kommen. Es ist nämlich Stau. Tausende von Tschechen versuchen, mit ihren Fahrzeugen nach dem Besuch des Jahrmarkts wieder aus dem Park herauszukommen und alles endet im Chaos.
Wir beschließen, uns nicht in die endlose Schlange stehender Autos einzureihen und uns stattdessen einen schönen Nachmittag auf dem Jahrmarkt zu machen. Gesagt, getan, Auto geparkt und los. Der Eintritt kostet uns 25 Kronen, allerdings sind wir nicht sicher, ob wir die wirklich hätten bezahlen müssen oder nicht, da es scheint, als könne man von allen Seiten einfach eintreten. Naja, macht ja nichts, auf gehts zu den Attraktionen. Der Jahrmarkt ist relativ groß und vielseitig ausgestattet, neben mehreren Autoscootern und unzähligen Schießbuden gibt es ein völlig überdimensioniertes Kettenkarussell, eine Wasserbahn, Pony- und Kamelreiten und viele weitere Fahrgeschäfte. Als erstes wollen wir das Kettenkarussell ausprobieren, weil wir uns davon eine gute Aussicht über den Park und vielleicht sogar über die Stadt versprechen. Leider klappt das mit der Aussicht nicht ganz, es macht aber trotzdem Spaß und wir können von oben den ganzen Jahrmarkt überblicken.
Der Jahrmarkt ist gut besucht und das Publikum relativ bunt gemischt, von Familien mit Kindern über Pärchen bis hin zu Gruppen von Jugendlichen ist alles vertreten. Als nächstes steht für uns die „SuperMouse“ Achterbahn auf dem Programm, eine kleine Bahn mit sich drehenden Wagen, die dann doch ziemlich schnell über die Schienen saust. Entgegen unserer Erwartungen ist macht die Fahrt riesigen Spaß. Die 80 Kronen pro Ticket waren also gut investiert.
Auf der Suche nach der nächsten Herausforderung stoßen wir auf eine Geisterbahn, die uns zunächst wenig geisterhaft oder gruselig erscheint. Weil ich mich aber kenne und weiß, dass ich nicht der größte Geisterbahn-Fan bin und doch dazu neige, mich zu fürchten, bin ich etwas zögerlich und wenig motiviert, die Fahrt zu wagen. Die anderen beiden sind aber ganz begeistert, und so lasse ich mich überreden und steige ein. Zuerst ist auch nichts Furchteinflößendes zu entdecken. Später geht es dann aber ins Dunkle, wo alle möglichen Dinge von der Decke hängen und im Vorbeifahren mein Gesicht streifen. Die üblichen Skelette und Monster sind auch vertreten. Ich verstecke mich ein bisschen tiefer in meinem Sitz und rutsche ganz nah an meinen Sitznachbarn heran. Als wir um die letzte Ecke biegen erscheint plötzlich ein Mann mit Motorsäge und Maske und erst als mein Bruder mich darauf aufmerksam macht, erkenne ich, dass es sich dabei um einen echten Menschen handelt, nicht etwa, wie ich gedacht hatte, um eine Puppe. Ich bekomme ein bisschen Panik und hoffe, dass die Fahrt bald zu Ende ist, als mir eine Hand von Hinten an den Kopf greift und ein Gesicht neben meinem auftaucht. Ich erschrecke mich fast zu Tode, kneife die Augen zu und schreie, so laut ich kann. Gott sei Dank ist die Fahrt jetzt auch wirklich vorbei. Mit zitternden Knien und immer noch leicht geschockt steige ich aus.
Wir beschließen, dass das jetzt genug Nervenkitzel für einen Nachmittag ist und machen uns nach einer weiteren Runde über den Jahrmarkt auf den Heimweg. Mittlerweile hat sich auch das Verkehrschaos ein bisschen gelöst und wir finden später tatsächlich noch einen sicheren Abstellplatz für unser Auto.