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| | Kultur | 6.12.2012

Street Art in Velká Praha

Einer der Gründe, warum ich nach Prag gegangen war, war die Anwesenheit und das Wirken eines bestimmten Herrn Vladimír Turner. Dieser Mensch machte sich erst in Prag und dann im Internet einen Namen als Street Artist, der mit einer Einfachheit überrascht, die sogar eines Kolumbus würdig wäre. Wenn ich mir die Werke Turners ansehe, dann denke ich: Warum hast Du das nicht gemacht? – Es ist doch so naheliegend!

Als der Entschluss nach Prag zu gehen feststand, traf mich auch die schlimme Nachricht; Turner hatte Prag verlassen und ging nach Valencia, Spanien. Schon bei meinem ersten Besuch in Prag entdeckte ich Spuren seines Wirkens, es gab aber nichts frisches. Ich saß sozusagen nicht an der Quelle. Das wird sich jetzt ändern: Vladimír Turner ist zurückgekehrt und wirkt wieder in Prag!

Hier nur Auszüge aus seinem mächtigen Portfolio:

In der Aktion Enlightenment richteten Turner und Andere in einer Nacht- und Nebelaktion die Beleuchtung einer Werbetafel auf eine moderne Skulptur.

Aufklärung wird hier wörtlich genommen: Der Luxus-Geländewagen tritt in den Schatten und die Balance (so der Name der Skulptur von Josef Klimes) ins Rampenlicht.

In einer anderen Aktion Gallery in street- art bauen Vladimír Turner und Ondřej Mladý ihre eigene Galerie in den öffentlichen Raum. Sie benutzen dafür einen freien Raum zwischen zwei Brückenpfeilern, der sonst von Graffiti-Künstlern benutzt wird, und streichen ihn weiß an.

Diese Aktion kann als Kritik an Street Art Galerien gesehen werden, die die radikale und emanzipatorische Dimension von Street Art zu einem affirmativen Moment verkommen lassen, weil sie es aus seiner natürlichen Umgebung herausreißen. Street Art funktioniert im öffentlichen Raum, sie begegnet einem, ob man will oder nicht. Sie ist frei, sodass sie jeder genießen kann und niemand braucht eine Bescheinigung, um sie auszustellen.

Eine kontroverse Aktion führte Turner zum Jahrestag der Verbrennung Jan Palachs aus. Unter die Blumenkränze legte der Street Artist einen mit Kerze bestückten Hamburger. Ist es ein Zeichen der Respektlosigkeit, unangebrachte Kapitalismuskritik in einem Land mit gekränktem Selbstwertgefühl? Oder ein längst überfälliges Statement, das sich sonst niemand auszusprechen traut?

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