Prag - Anlässlich des 100. Geburtstags von Jiří Kolář (1914-2002), widmet das Prager Museum Kampa eine Ausstellung dem vielseitigen künstlerischen Schaffen dieses Ausnahmekünstlers, der zweifelsohne zu einem der einflussreichsten und bekanntesten tschechischen bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts zählt. Bekannt wurde Jiří Kolář vor allem durch seine Collagen und neuen künstlerischen Techniken.
Dabei war Jiří Kolář zunächst schriftstellerisch tätig, nach einer Phase des Experimentierens mit konkreter Poesie und Objektgedichten landete er beinahe zwangsläufig bei der Collage. Deren Techniken inspirierten ihn derart, dass er sich fortan nur noch der bildenden Kunst widmete. In seine Werke bezog Kolář auch Alltagsgegenstände wie Rasierklingen, Reißverschlüsse oder Schnüre ein.
Er selbst erfand etliche neue künstlerische Techniken, wie zum Beispiel die Rollage. Hierbei wird eine Bildvorlage in gleich breite Streifen zerschnitten, die vertauscht, verschoben oder mit Abstand neu geklebt werden können.
Kolář war ein echter Freigeist und als solcher geriet er in der kommunistischen Tschechoslowakei schnell ins Visier der totalitären Staatsmacht. Er war Mitbegründer der literarischen "Gruppe 42" und trotzte einem jahrelangen Publikationsverbot. Später gehörte er zu den ersten Unterzeichnern der Charta 77 und sowohl in der Tschechoslowakei als auch später im französischen Exil unterstützte er publizistisch und finanziell tschechische Schriftsteller.
Die Ausstellung im Museum Kampa ermöglicht noch bis zum 18. Januar einen kleinen Einblick in das vielseitige Schaffen des großen tschechischen Collage-Künstlers. (phs/nk)