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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Reise, Nachtleben | 26.7.2016
Absinth: Renaissance nach Sonnenuntergang

Prag - Wegen seiner zahlreichen Sandsteintürme, die im Sonnenlicht in verschiedenen Goldtönen schimmern, wird Prag oft als die "Goldene Stadt" bezeichnet. Doch nicht nur wegen dieses herrlichen Anblicks lohnt sich ein Besuch der Hauptstadt Tschechiens.

Denn neben zahlreichen beeindruckenden Bauwerken und der unvergleichlich schönen Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, bietet Prag auch eine - besonders bei jungen Leuten beliebte – aufregende Kneipenkultur. Man sollte sich während seines Aufenthalts unbedingt Zeit nehmen, dieses einzigartige Nachtleben zu genießen.

Wer das tut, wird nicht nur eine Biervielfalt kennen lernen, die keine Wünsche offen lässt. Er wird auch an einem anderen Getränk nicht vorbeikommen: Dem Absinth.

Was ist Absinth eigentlich?

Um die "grüne Fee", wie diese Spirituose wegen ihrer Farbe auch genannt wird, ranken sich viele Geschichten. Oft wird ihr eine stark berauschende, halluzinogene Wirkung zugeschrieben, die den Effekt gewöhnlicher Alkoholika bei weitem übersteigt. Weit verbreitet ist – oder zumindest war – auch die Annahme, das Absinth wegen des Thujon-Gehalts abhängig macht. Diese Darstellungen können jedoch getrost ins Reich der Fabeln verbannt werden.

Denn diese negativen Begleiterscheinungen des Absinth-Genusses wurden vor allem im 18. und 19. Jahrhundert festgestellt und sind wohl vor allem auf die damals verwendeten, qualitativ schlechten Inhaltstoffe zurückzuführen. In modernen Untersuchungen konnten keine besonders gesundheitsschädlichen Folgen des Konsums nachgewiesen werden – das gilt natürlich wie bei anderen Alkoholika nur dann, wenn man es nicht übertreibt.

Hergestellt wird Absinth aus Wermut, von dem sich auch der Name ableitet, Anis und Fenchel. Zusätzlich werden verschiedene andere Kräuter wie Angelika beigemischt. Das in den Zutaten enthaltene Chlorophyll verleiht dem Getränk, das einen Alkoholgehalt zwischen 45 und 85 Prozent aufweist, seine typische grüne Farbe.

Kleine Geschichte des Absinths

Ursprünglich wurde er im 18. Jahrhundert in der Schweiz als Heilelixier hergestellt. 1797 erwarb ein Major der französischen Armee die Rezeptur und gründete, gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Henri-Louis Pernod, eine Abstinth-Distillerie. Firmensitz war zunächst das schweizerische Couvet, später wurde die Produktion nach Frankreich verlegt.

Während der französischen Besatzung Algeriens wurde der Absinth in Feldlazaretten zur Bekämpfung von Epidemien eingesetzt. Soldaten, die in ihre Heimat zurückkehrten, sorgten für eine schnell wachsende Popularität der Spirituose.

In deren Hochzeiten waren auch viele Künstler dafür bekannt, oft und gerne Absinth zu trinken. Zu diesen zählen Oscar Wilde oder Ernest Hemingway, aber auch der tschechische Maler Viktor Oliva. Dieser hat mit seinem berühmtesten Werk die Begegnung eines Absinthtrinkers mit der grünen Fee festgehalten. Das Gemälde hängt heute in Prag im Café Slavia (Foto).

Schnell war das Getränk in ganz Europa etabliert und beliebt. Jedoch häuften sich Berichte über seine extrem gesundheitsschädliche Wirkung, so dass die Spirituose im Jahr 1915 verboten wurde. Dieses Verbot trägt sicherlich dazu bei, dass sich viele Mythen bis heute gehalten haben.

1998 wurde Absinth in den meisten europäischen Ländern wieder erlaubt, 2005 zog die Schweiz, 2011 schließlich Frankreich nach, so dass das Getränk sich heute flächendeckend wieder großer Beliebtheit erfreut.

Absinth trinken – die tschechische Methode

Wer in Prag ein Rendezvous mit der grünen Fee erleben will, wird sich dabei auch an ein festes Ritual halten.

Zunächst füllt man Absinth in ein spezielles Glas, auf dessen Rand dann ein Absinthlöffel mit zwei Stückchen Zucker gelegt wird. Der Zucker wird angezündet, und wenn er karamellisiert und die Flamme erloschen ist, der Spirituose beigemischt. Anschließend wird der Schnaps mit Eiswasser verdünnt und getrunken.

Dieses besondere Urlaubsfeeling kann man sich auch leicht nach Hause holen. Eine große Auswahl an Absinth findet man beispielsweise bei Banneke.com.

Beim Trinken auf die tschechische Art muss man jedoch darauf achten, dass man dickwandige Gläser benutzt, damit diese der Hitze standhalten. Dann steht einem Stückchen Prag im eigenen Wohnzimmer nichts mehr im Wege. (dap)

Themen: Absinth
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