Prag/Karlsbad - Karlsbad ist berühmt für seine Oblaten, Heilquellen und den Kräuterschnaps Becherovka. Und genau das stört Jiří Bartoška. Der Schauspieler leitet seit 1994 das Internationale Filmfestival und möchte, dass das weltweit kleinste Festival der A-Klasse so populär wird, dass es die böhmischen Assoziationen prägt.
"Wenn man Cannes hört, fällt einem ja auch nicht zuerst das Mittelmeer ein", gibt der 66-jährige zu bedenken.
Entsprechend ehrgeizig präsentiert sich der 48. Jahrgang der Veranstaltung, die heute Abend mit dem Streifen "Der Schaum der Tage" in Anwesenheit des Regisseurs Michel Gondry beginnt.
Stargast der Eröffnungsgala ist der US-Schauspieler John Travolta, dessen aktueller Film "Killing Season" (mit Robert De Niro) morgen Premiere feiert. Der 59-Jährige wird in diesem Jahr für seine Verdienste um das Weltkino geehrt. Weitere Gäste sind unter anderem der Regisseur Oliver Stone und der Komponist Niel Brand.
Im Wettbewerbsteil laufen unter anderem die Familiensaga "Quellen des Lebens" des deutschen Regisseurs Oskar Roehler und der Historienfilm "A Field in England" von Ben Wheatley (Großbritannien). Insgesamt sind bis zum 6. Juli mehr als 200 Filme aus aller Welt zu sehen.
Oliver Stone wird eine Meisterklasse für Regiestudenten halten. Neben dem Wettbewerb bietet das Festival ein abwechslungsreiches und vielseitiges Rahmenprogramm mit vielen Konzerten, Ausstellungen und Parties.
Das 1946 gegründete Karlsbader Filmfest ist nach Venedig eines der ältesten in Europa. Lange Jahre wurde es allerdings im Wechsel mit Moskau betrieben. Sein berühmteres Pendant im südfranzösischen Cannes wurde erst sechs Monate nach Karlsbad aus der Taufe gehoben. (gp)