Prag - Der Dichter und frühere Dissident Ivan Martin "Magor" Jirous ist tot. Er starb am 9. November im Alter von 67 Jahren nach langer Krankheit, wie ein Freund der Familie gegenüber Tschechien Online sagte.

Jirous gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten des tschechischen Underground.

Der studierte Kunsthistoriker trat neben seiner Tätigkeit als Dichter und Publizist vor allem als künstlerischer Leiter der legendären Prager Band Plastic People of the Universe hervor. Deren Verhaftung durch die kommunistischen Behörden wurde zum unmittelbaren Anlass der Gründung der Charta 77.

Wegen seiner furchtlosen Kritik an der kommunistischen Herrschaft wurde Jirous vor 1989 mehrfach inhaftiert. Insgesamt verbrachte er mehr als acht Jahre in tschechoslowakischen Gefängnissen.

In Gefangenschaft entstand eine Reihe seiner wichtigsten Werke, darunter die Gedichtssammlung "Magor dětem" ("Magor für die Kinder"), die er für seine Töchter schrieb.

Magor hatte nie am Zusammenbruch der Diktatur gezweifelt und äußerte dies auch offen. Während eines Gerichtsprozesses in den 80er Jahren erklärte er: "Es ist mir egal, wie viel ihr mir aufbrummt. Ich werde das sowieso nicht absitzen."

Václav Havel, ein Freund Magors aus dem Dissent, zeigte sich erschüttert vom Tod seines früheren Verbündeten. "Ich bin froh, dass es Magor vergönnt war, bessere Zeiten zu erleben. Dass diese anbrechen konnten, war zu einem guten Teil sein Verdienst", sagte der Schriftsteller und ehemalige Staatspräsident am Donnerstagabend im tschechischen Fernsehen.

Ivan Martin Jirous erhielt für sein literarisches Werk eine Reihe von Auszeichnungen, darunter 2006 den renommierten Jaroslav-Seifert-Preis. Die Fotos zu diesem Beitrag entstanden an dem Tag, als er von der Nominierung für die Ehrung erfuhr, in einem Café in Prag. (gp)