Prag - Die rasch überalternde Gesellschaft und ein zu großzügiges Sozialsystem gehören aus Sicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu den stärksten Wachstumsbremsen Tschechiens.

Das sagte der Generalsekretär der Organisation, Ángel Gurría, am Dienstag nach einem Treffen mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Jan Fischer in Prag.

Tschechische Eltern würden zu lange staatliche Unterstützung beziehen. "Dies erschwert ihnen letztlich die Rückkehr ins Arbeitsleben, wodurch auch ihre berufliche Karriere in Mitleidenschaft gezogen wird", erklärte Gurría im Tschechischen Fernsehen.

Anlass des Besuchs war die Vorstellung des OECD-Wirtschaftsberichts für die Tschechische Republik sowie die Prognose für die kommenden Jahre. Die Organisation erstellt etwa alle zwei Jahre eine umfassende Analyse der Volkswirtschaften ihrer 31 Mitgliedsländer, der Eurozone und einer Reihe größerer Drittstaaten.

Nach Darstellung Gurrías habe Tschechien die Wirtschaftkrise ohne ernstere Schwierigkeiten überstanden und könne in dieser Hinsicht im Vergleich mit den übrigen OECD-Mitgliedern eine recht gute Bilanz vorweisen. Dies sei auch ein Verdienst des Kabinetts Fischer.

"Wenn ein Land sich in einer unsicheren politischen Situation befindet, hängt alles davon ab, ob es in der Lage ist, sich eine starke Persönlichkeit an die Spitze zu setzen. Und dies ist Tschechien, wie ich denke, sehr gut gelungen", so der frühere mexikanische Finanzminister. In diesem Zusammenhang betonte der Gast, dass es für Tschechien von zentraler Bedeutung sei, möglichst bald eine stabile reguläre Regierung zu finden.

Was den Euro betrifft, hält die OECD einen Beitritt Tschechiens in den Jahren 2015 oder 2016 für unrealistisch. Aus Sicht der Organisation wird Prag sein Defizit frühestens 2013 unter die Drei-Prozent-Marke drücken können. (gp)