Prag - Wenn am Dienstag der 20. Jahrgang der Zappanale beginnt, steht das deutsche Bad Doberan an der Ostsee ganz im Zeichen des Musikgenies und Enfant Terrible des Rock Frank Zappa (1940 - 1993). Sechs Tage und Nächte lang spielen Bands und Orchester aus aller Welt Kompositionen ihres Idols, das bereits mehrere Generationen von Musikern inspiriert hat.

Einen Vorgeschmack bietet das Konzert von Project Object am Samstag in Prag.

Zu der vom Gitarristen André Cholmondeley gegründeten Band gehören auch die langjährigen Zappa-Mitstreiter Ike Willis und Don Preston (Keyboards). Es ist der erste Auftritt von Project Object in Prag, nicht aber für Cholmondeley und Preston, die bereits 2007 mit Akashic in der Lucerna auf der Bühne standen.

"Project Object is einzigartig, weil wir mit mehr Zappa-Schülern als irgendeine andere Gruppe gespielt haben, ausgenommen Frank selbst. Ich toure mit Ike Willis jetzt schon länger als er mit Frank getourt ist", sagt Cholmondeley.

Neben Authentizität verspricht das Konzert in der Lucerna ein breites Spektrum aus Zappas Werk. "Wir versuchen eine Mischung aus sehr populären und obskuren, schrägen Sachen. Weil es unsere erste Europa-Tournee ist, wollen wir ein möglich umfassendes Bild zeigen", so der Bandleader. Auf dem Programm stehen unter anderem "I'm the Slime", "Wet T-shirt Night" und "Zomby Woof".

Frank Zappa genießt in Tschechien einen Kult-Status wie kaum anderswo. Trotz kommunistischer Zensur war seine Musik in der ČSSR seit den späten 60er Jahren bekannt und prägte die einheimische Underground-Szene. Bekanntestes Beispiel hierfür ist die Prager Band Plastic People of the Universe.

Deutliche Anleihen von Zappa weist auch die Arbeit von Pražský výběr um den Sänger und Politiker Michael Kocáb auf, gegenwärtig tschechischer Minister für Minderheiten und Menschenrechte.

Mit Prag war Frank Zappa in seinen letzten Lebensjahren besonders verbunden. Der frisch gewählte Staatspräsident Václav Havel, selbst ein leidenschaftlicher Fan, ernannte den Amerikaner im Januar 1990 bei dessen ersten Besuch in der Tschechoslowakei sogar zum "westlichen Gesandten für Kultur, Handel und Tourismus". In dieser Position blieb er allerdings nicht lang, auch aufgrund von Protesten der erzkonservativen Regierung in Washington. Der damalige US-Außenminister James Baker soll die Prager vor die Alternative gestellt haben, "entweder macht ihr Geschäfte mit Zappa oder den USA". (gp)