Prag - Angesichts des Methanol-Skandals mit inzwischen mindestens 19 Toten greift die Regierung in Prag zu radikalen Maßnahmen.
So hat sie die jüngst ausgerufenen Prohibitionsmaßnahmen deutlich verschärft: "Bis auf Widerruf" dürfen in Tschechien keine Getränke mehr mit mehr als 20 Prozent Alkoholgehalt verkauft werden.
In der um 19 Uhr beginnenden Hauptnachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (ČT) verkündete Gesundheitsminister Leoš Heger am Freitagabend in einer Liveschaltung: Das Verbot "gilt mit sofortiger Wirkung". Es betreffe auch Restaurants, Kneipen, Bars sowie Supermärkte - schlicht ausnahmslos alle Anbieter - und zwar landesweit.
Prohibition in Tschechien 2012
Das umfassende Spirituosen-Verbot ersetzt somit einen nur zwei Tage alten, wesentlich "weicheren", Erlass vom 12. September. Dieser hatte den Verkauf von hartem Alkohol mit mehr als 30 Prozent Volumen aus geöffneten Flaschen untersagt und betraf nur Verkaufsstände und Kiosks.
Nun dürfen alkoholische Getränke bereits mit mehr als 20 % Volumen nicht mehr verkauft oder in anderer Form angeboten werden. Bei Verstoß drohen Ordnungsstrafen von bis zu drei Millionen Kronen (etwa 120.000 Euro).
Erster Vergiftungsfall in Prag
Mit der Verschärfung der Prohibition reagiert die Regierung auf die seit über einer Woche nicht endende Kette von Vergiftungen mit Methylalkohol. Die Zahl der Todesopfer ist am Freitag auf 19 angestiegen, wobei erstmals auch in Prag Vergiftungsfälle aufgetreten sind. Nachdem die Bedrohung anfangs nur die östlichen Landesteile zu betreffen schien, hat das Problem nun landesweite Ausmaße und die tschechische Hauptstadt erreicht.
Bei der Suche nach den Urhebern ist die Polizei bislang der entscheidende Schlag noch nicht gelungen. Insgesamt wurden 17 Verdächtige im Zusammenhang mit der illegalen Herstellung und Distribution von Alkohol festgenommen. (gp/nk)