Prag - Seit Anfang des Jahres ist die Staatliche Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion (SZPI) ermächtig, auch die hygienischen Bedingungen in Lebensmittelgeschäften, Schnellimbissen und Restaurants in Tschechien zu kontrollieren.
Dieser Zuwachs an Kompetenzen bringt wenig Erfreuliches ans Licht. Wegen schwerwiegender Hygienemängel hat die Behörde in diesem Jahr bereits 55 Verkaufsstellen von Lebensmitteln und Einrichtungen zur öffentlichen Verpflegung dauerhaft oder zumindest vorübergehend schließen lassen.
Erziehungsmaßnahme und praktischer Verbraucherschutz: Ab heute finden sich die Ekelrestaurants zudem auf einem öffentlich zugänglichen Verzeichnis im Internet wieder.
Auf dem von der SZPI betriebenen Portal "Potraviny na pranýři" (Lebensmittel am Pranger) werden dabei nicht nur die Namen der Restaurants, deren Betreiber und die vollständige Adresse angegeben, sondern auch die Hygienemängel benannt. Und - wenig appetitlich - diese jeweils mit etlichen Fotos belegt.
Schocktherapie für Betreiber und Verbraucher
So kann sich der mündige Konsument selbst ein Bild von den Zuständen und dank interaktiver Straßenkarte künftig auch einen großen Bogen um die Ekelrestaurants machen. Die Horrorliste der Vergehen reicht von schimmeligen Wänden und Lebensmitteln über Verunreinigung mit Mäusekot bis hin zu nicht mehr zu spezifizierender allgemeiner Verdreckung.
Bei einem Blick hinter die Kulissen und in die Küchen der gelisteten Restaurants dürfte manchem hungrigen Gast der Appetit schnell vergehen.
Bisher waren auf dem schon Ende des Jahres 2012 gestarteten Informationsportal vor allem Informationen über qualitativ minderwertige, falsch deklarierte oder gesundheitsschädliche Lebensmittel zu finden.
"Ziel des neuen Dienstes auf dem Portal Potraviny na pranýři ist es, die Informiertheit der Verbraucher zu stärken und zudem zu neuen Konkurrenzbedingungen beizutragen. Ein weiterer bedeutender Effekt ist die Prävention", erläutert Martin Klanica, der Zentraldirektor der SZPI.
Unter den schwarzen Schafen finden sich zwar auffallend viele asiatische Schnellimbisse und Restaurants. Doch wer meint, er verkehre in Kreisen und Etablissements, in denen Hygieneprobleme höchstens die Herkunft des Geldes betreffen können, mit dem man die Rechnung begleicht, sollte die Nase nicht zu hoch heben.
So findet man in illustrer Gesellschaft auch das altehrwürdige Prager Feinkostgeschäft Paukert wieder, das im März kurzzeitig schließen musste. Der Grund: Massives Auftreten von Mäusekot, allgemeine Verschmutzung durch langfristig nicht beseitigtes Fett und Staub, verschmutzte Spülen und Armaturen, Schimmel an den Wänden im Lager für frisches Obst und Gemüse. (nk)