Jabloňov/Prag - Die Familie von Libor Broža aus Jabloňov, die die Vertauschung ihrer neugeborenen Tochter in der Geburtsklinik von Třebíč aufgedeckt hatte, befindet sich in einem sehr schlechten psychischen Zustand.
Das meldet am Freitagabend die Nachrichtenagentur ČTK unter Berufung auf Milan Smejkal, den Schwager des Vaters, der durch einen DNA-Test den Fall ins Rollen gebracht hatte.
Gestern hatten sich die Eltern der in der Geburtsklinik Třebíč vertauschten Babys bei einem Treffen darauf geeinigt, ihre Kinder wieder „zurückzutauschen“. Beide Paare hatten gestern zehn Monate nach der Geburt erstmals ihre jeweilige biologische Tochter wiedergesehen.
„Auf der einen Seite war das ein sehr schönes Gefühl, auf der anderen natürlich grausam“, sagte Jaroslava Trojanová gestern (auf dem Foto rechts mit Broža und ihrer "falschen Tochter"). Ihr Mann fügte hinzu: „Beim Anblick dieses Mädchens wäre nie ein DNA-Test notwendig gewesen, so ähnlich sieht sie uns.“
Großmutter ins Krankenhaus eingeliefert
Wann und wie genau der Rücktausch verlaufen soll, war zunächst nicht klar: „Das wird nicht sofort passieren, sondern davon abhängen, wie schnell wir uns jetzt aneinander gewöhnen“, sagte der Vater des einen Mädchens, Libor Broža. Medien spekulierten, dass der Rücktausch schrittweise bis Weihnachten erfolgen könnte.
Gegenüber Journalisten sagte heute Brožas Schwager Milan Smejkal als improvisierter Sprecher der Familie, dass nach dem gestrigen Treffen alle unter einer Art Schock stünden. Die Mutter von Jaroslava Trojanová, die in Jabloňov die kleine Nikola aufgezogen hat, die Großmutter also, habe einen Zusammenbruch erlitten und sei wegen eines psychischen Traumas in das Krankenhaus von Třebíč eingeliefert worden.
"Jarka nimmt es sehr schwer, das ist ein Ansturm auf die Psyche. Sie ist verstört, zittert, das betrifft alle,“ so Smejkal. Die von der Sozialarbeiterin angebotene Hilfe eines Psychologen habe die Familie bisher jedoch nicht in Anspruch genommen.
Procedere und Zeitplan zum Rücktausch noch unklar
Nach Auskunft von Smejkal sollte heute noch die Sozialarbeiterin die Familie besuchen und das weitere Vorgehen bei dem geplanten Rücktausch der Kinder besprechen. Die Gerichtsverhandlung in Sachen der Vaterschaft solle am Donnerstag in Žďár nad Sázavou stattfinden. Allerdings warten die anderen Eltern aus Přibyslavice immer noch auf ein schriftliches Dokument darüber, dass es keine genetische Übereinstimmung mit ihrer „Tochter“ Veronika gibt. Seitens der Geburtsklinik habe bisher niemand den geschädigten Eltern sein Bedauern oder eine Entschuldigung ausgesprochen.
Mit dem Fall der vertauschten Kinder wird sich am Dienstag auch die Kriminalpolizei in Třebíč befassen. Nach wie vor ist unklar, ob hinter der Vertauschung der Neugeborenen eine Verkettung von unglücklichen Umständen, Nachlässigkeit des Krankhauspersonals oder die Absicht eines Dritten stand. (nk)