Prag - Der Vizepremier und Chef der KDU-ČSL, Jiří Čunek, zeigte am Sonntag im Tschechischen Fernsehen (ČT) Unterlagen, die die Herkunft eines verdächtigen Geldbetrages belegen sollen, den er selbst im Jahr 2002 auf sein Konto eingezahlt hatte.
Nach Čuneks jüngster Darstellung handelt es sich bei dem eingezahlten Geld um eine Entschädigung, die er nach dem Bankrott der Universal Bank von einer Versicherung erhalten hatte.
Bereits vor seinem Eintritt in die Politik habe er 1998 bei der später in Konkurs gegangenen Universal Bank eine Million Kronen eingezahlt, sagte Čunek am Sonntag in der Diskussionssendung "Otázky Václava Moravce". "Dank der Versicherung der Einlage haben wir das Geld zurück bekommen. Über die Česká spořitelna haben wir die ersten 400 000 Kronen ausgezahlt bekommen. Danach wurde der Rest schrittweise ausgezahlt." Die erste Auszahlung habe er in bar angenommen. Die Belege dafür wolle er der Polizei und dem Senat vorlegen, kündigte Čunek an.
Eine Anti-Korruptionseinheit der Polizei verdächtigt Čunek, am 11. Februar 2002 eine Schmiergeldzahlung von einem Vertreter der Vsetíner Immobilienfirma H&B Real entgegengenommen zu haben. Als Indiz dafür sieht sie an, dass Čunek damals auf sein Bankkonto 497.000 Kronen einzahlte. Die Immobilienfirma wiederum hatte kurz zuvor von ihrem Firmenkonto 499.000 Kronen abgehoben.
Sowohl Čunek als auch die Immobilienfirma weisen die Vorwürfe zurück, allerdings konnte der KDU-ČSL-Vorsitzende in den vergangenen Tagen die Herkunft des Geldes weder glaubhaft erklären noch belegen. Čunek erklärte dies wiederum damit, dass er die ganze zeit über in Prag gewesen sei, und daher keine Zugang zu seinen Unterlagen in Vsetín gehabt habe.
Nach einer Umfrage der Agentur STEM halten Dreiviertel der Befragten Čuneks bisherige Erklärungen in der Sache nicht für glaubwürdig und 52 Prozent sind der Meinung, der Vizepremier sollte zurücktreten, meldet die Tageszeitung Lidové noviny (Prag).
Welche Rolle spielte Čuneks ehemalige Sekretärin Marcela Urbanová?
Die ersten Informationen über die mögliche Schmiergeldzahlung an Čunek seitens der Firma H&B Real stammten von Čuneks ehemaliger Sekretärin Marcela Urbanová. Nach deren Aussagen handelt es sich bei dem Betrag um Geld aus dem Verkauf von 51 Prozent der Anteile der Stadt Vsetín an der Firma Vsetínské byty. Die Firma H&B Real will Urbanová verklagen, eine Strafanzeige erwägt auch der Vizepremier.
Der Name von Čuneks ehemaliger Sekretärin Marcela Urbanová war erstmals im September 2006 noch vor der Wahl Čuneks zum Parteivorsitzenden der KDU-ČSL in den Medien aufgetaucht. Čunek hatte damals einen an ihn gerichteten Brief von Marcela Urbanová und deren Anwalt veröffentlicht, in dem Urbanová ihren ehemaligen Chef der sexuellen Belästigung und Erpressung beschuldigt.
Čunek hatte die Veröffentlichung damals damit begründet, dass er befürchte, dass eine Kampagne gegen ihn vorbereitet werde, mittels derer er erpresst oder politisch vernichtet werden solle.
Nach Informationen der Tageszeitung Mladá fronta Dnes (Prag) arbeitete Marcela Urbanová auf dem Stadtamt in Vsetín seit dem Jahr 1992. Im Sommer 2005 verließ sie das Amt, angeblich weil sie die sexuellen Belästigungen des Bürgermeisters Jiří Čunek nicht mehr ertragen konnte. So soll Čunek während der Amtsstunden vor ihr onaniert und sie unsittlich berührt haben, wie sie in dem Brief an ihn beklagt. (nk)