Prag - Ein angeblicher Freund von ČSSD-Chef Jiří Paroubek, der Unternehmer Bohumír Ďuričko, hat am späten Donnerstagabend den gleichnamigen Sohn des kontroversen Unternehmers Václav Kočka erschossen.
Wie tschechische Medien berichten, fielen die tödlichen Schüsse nach der Buchpräsentation von Jiří Paroubeks Buch "Tschechien, Europa und die Welt mit den Augen eines Sozialdemokraten" im Restaurant Monarch in der Prager Innenstadt. Vorausgegangen war offenbar ein persönlicher Streit zwischen dem Täter und seinem späteren Opfer.
Ein Streit unter Betrunkenen - das ist jedenfalls nach den ersten Ermittlungen der Polizei das Motiv für die tödlichen Schüsse. Václav Kočka junior wurde kurz nach 23 Uhr von drei Schüssen aus einer Pistole getroffen. Nach Augenzeugenberichten hatten Bohumír Ďuričko und Václav Kočka junior zuvor bereits erhebliche Mengen Alkohol getrunken. Zu diesem Zeitpunkt war die Buchpräsentation von Jiří Paroubek allerdings bereits beendet und der ČSSD-Chef selbst nicht mehr anwesend. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter noch am Tatort festgenommen.
Kočka und Ďuričko: Bekannte aus dem Kubice-Bericht
Die Akteure der nächtlichen Schießerei gehören beide zum Kreise engerer Bekannter von Jiří Paroubek. Václav Kočka junior war ebenso wie sein Vater Mitglied der ČSSD und hat für den heutigen ČSSD-Parteichef vor den letzten Parlamentswahlen im Bezirk Ústí nad Labem gearbeitet, berichten tschechische Medien heute. Von Ďurička wiederum war Jiří Paroubek im Jahr 2005 zu einem gemeinsamen Urlaub auf dessen Yacht in Kroatien eingeladen worden, allerdings hatte er das Angebot nicht angenommen, als er Informationen darüber erhielt, dass Ďuričko früher mit der kommunistischen Staatssicherheit StB zusammen gearbeitet haben soll. Duričko ist der Inhaber des Prager Hotels Axa.
Die Namen Kočka und Ďuričko verbindet auch der sogenannte Kubice-Bericht, mit dem der Chef der Abteilung für die Aufdeckung organisierten Verbrechens Jan Kubice kurz vor den Parlamentswahlen im Mai 2006 vor den Verteidigungs- und Sicherheitsausschuss des Abgeordnetenhauses in Prag getreten war.
In dem Bericht entwarf der Elitebeamte ein Szenario, wonach das organisierte Verbrechen schon staatliche Stellen infiltriert hat und die Aufklärungsarbeit in einigen Korruptionsfällen behindert. In die Machenschaften seien vor allem Personen aus dem Umkreis führender Politiker der damals regierenden Sozialdemokraten sowie der Regierungschef Jiří Paroubek verstrickt. Keiner der in dem Bericht erhobenen Vorwürfe konnte bis heute belegt werden.
Paroubek weist politischen Hintergrund zurück
Jiří Paroubek bezeichnet den Vorfall heute als "familiäre und menschliche Tragödie" und bestritt einen politischen Hintergrund für die Tat. Der Mord habe nichts mit der Politik oder dem Programm der ČSSD zu tun, so Paroubek. "Zur Zeit des Vorfalls war ich bereits einige Stunden nicht mehr vor Ort. Im Restaurant waren meinen Informationen nach noch einige letzte Gäste und der normale Betrieb ging weiter", so Jiří Paroubek heute auf einer Pressekonferenz. Paroubek bestritt zudem, dass Ďurička ein "Freund" von ihm sei. Er kenne ihn zwar seit neun Jahren, habe ihn jedoch lediglich bei gesellschaftlichen Anlässen getroffen.
Am 17. und 18. Oktober finden in Tschechien Regional- und Teil-Senatswahlen statt. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich vor allem auf die Regionalwahlen.
Umfragen nach hat die ČSSD gute Aussichten, die Position der Bürgerlichen Demokraten von Premier Mirek Topolánek auf regionaler Ebene zu schwächen. Von den insgesamt 13 Bezirkshauptmännern stellt die ODS zwölf, einen stellen die Christdemokraten (KDU-ČSL). (nk)