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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Gesellschaft | 12.12.2005
Vladko von VyVolení gewinnt Herzen und Respekt der tschechischen TV-Zuschauer

Bratislava/Prag - Die erste Staffel der in Tschechien äußerst populären Reality-Show VyVolení (R(A)usgewählt) - eine Art Big Brother-Plagiat - ist abgeschlossen.

Die vom TV-Sender Prima seit Mitte August ausgestrahlte Sendung hat nach 114 Tagen der 27-jährige Kandidat Vladko gewonnen. Der bekennende Schwule galt seit längerem als Favorit.

Im großen Finale der Show schlug er die beiden letzten Konkurrenten, Katka und Jindra, und gewann so die ausgelobten 11 Millionen Kronen. Die Show erzielte am Sonntagabend mit mehr als 2,2 Millionen Zuschauern Rekord-Einschaltquoten in Tschechien.

Bei der Abstimmung erhielt der in Brünn lebende und bisher als Krankenhaus-Koch tätige Vladko Dobrodovský nach Angaben des Senders insgesamt 630 506 positive Zuschauer-Stimmen. Damit hatte er die allerletzen Konkurrenten, den 21-jährigen Handelsvertreter Jindřich Hovorek knapp (525 778 Stimmen) und die 19-jährige Studentin Kateřina Langerová deutlich (108 127 Stimmen) in der Publikumsgunst geschlagen.

Homosexualität jenseits von Tunten-und Warme-Bruder-Klischee

Der gleichermaßen maskulin wie feminin Wirkende mit seinem unberechenbar-gefestigt-labilen Charakter hatte die Herzen der tschechischen TV-Zuschauer früh durch seine unverwechselbare Art für sich eingenommen. Hysterische Anfälle, aggressive Zornesausbrüche und Phasen äußerster Sensibilität, Niedergeschlagenheit, aber auch scheinbarer Ruhe und Ausgeglichenheit wechselten sich dabei unvorhersehbar ab.

Kaum eine Kneipe, in der Mann und Frau nicht über Vladko geredet hätten. Der TV-Zuschauer litt mit ihm und konnte doch nicht umhin, sich dabei zu amüsieren. So erwiesen sich berechenbare und halbseidene Siegertypen - Schönlinge, Weiberhelden, Klein-Kriminelle, fatale Blondinen und banale Brustträgerinnen - doch als die Schwächeren und wurden vom Publikum Runde für Runde nach Hause geschickt. Der konfliktträchtige Außenseiter und schwierige vielschichtige Mitbewohner litt jede Woche mehr.

Bei Bekanntgabe des Ergebnisses brach der soeben „Auserwählte“ in einem Weinkrampf zusammen und verkroch sich zunächst für einige Minuten auf das VyVolení-Klo, wo das Millionenpublikum den auch oft genug als Leitwolf auftretenden in sich zusammengekauert Schluchzen sah, wie einen Schlosshund.

Doch Ende gut, alles gut: Vladko wäre nicht Vladko, hätte er sich nicht nach einigen Psycho-Minuten gefangen. Im slowakischen JOJ-Fernsehstudio in Bratislava schlossen den endlich befreiten dann das Publikum mit "Vladko!, Vladko!"-Rufen und sein Freund Robert mit einem Kuß in die Arme. Vladko bedankte sich seinerseits mit einem dreifachen Kniefall.

Brüderliche Hilfe vom kleinen slowakischen Bruder - gegen Big Brother-Intrigen?

 Nachdem der neu gebackene Tschechische-Kronen-Multi-Millionär die Fassung wiedererlangt hatte, fand er sogar noch Worte für das Publikum. Und diese sind im Hinblick auf dessen homosexuelle Orientierung bei dem im Grunde banalen, aber eben vom Millionenpublikum verfolgten Projekt "VyVolení-Reality-Show" doch bemerkenswert: "Ich habe mir immer gesagt, dass ich nicht gewinnen kann. Wenn jetzt jemand sagt, dass in diesem Land jemand jemanden diskriminiert, dann ist das Quatsch."

Die tschechische Reality-Show wurde seit Ende November aus dem Sendezentrum des Bruder-Projekts in der slowakischen Hauptstadt ausgestrahlt, wo sich die slowakischen und tschechischen Bewohner die slowakische VyVolení-Villa und die Sendestäbe das Sendezentrum und die Technik teilten.

Vorausgegangen war ein unfreiwilliger Auszug der Prager „Primaten“ aus ihrem goldenen TV-Käfig wegen angeblicher Mietrückstände des senders. Im Internet - wie könnte es anders sein - kursieren seit dem freilich Verschwörungstheorien, in denen die Konkurrenz von TV Nova mit ihrem unpopulären Endemol-Produkt Big-Brother als eigentlicher Drahtzieher bezichtet wird. (nk)

Themen: Reality-Shows, TV Prima, Homosexualität

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