Prag - Rund eine Woche nach Amtsantritt hat Tschechiens neue Kulturministerin Helena Třeštíková ihren Rücktritt angedroht. Hintergrund seien die Bemühungen von Premier Mirek Topolánek, das Amt des stellvertretenden Kulturministers mit dem Architekten František Formánek zu besetzen.
Dagegen favorisiert Třeštíková Jaromír Talíř von der KDU-ČSL. Talíř hatte das Ressort bereits in den Jahren 1996 bis 1998 geleitet.
Die parteilose Třeštíková war von der KDU-ČSL in das Prager Kabinett berufen worden. Zuvor war sie vor allem als Autorin von Dokumentarfilmen tätig.
Zu ihrer Entscheidung sagte die Politikerin am Donnerstag vor Journalisten in Prag: "Ich beabsichtige nicht, meine persönliche Ehre und Selbstachtung zu opfern und bin für den Fall, dass meine Haltung mit etwaigen politischen Abmachungen unvereinbar ist, bereit, die Funktion aufzugeben."
Topolánek habe mit ihr erstmals am 8. Januar über Formánek gesprochen. "Am 10. Januar stellte er (Topolánek) mir Herrn Formánek als zukünftigen Vizeminister vor. Nach einem gemeinsamen Gespräch entschied ich mich, ihn nicht zu meinem Stellvertreter zu berufen", so Třeštíková.
Der KDU-ČSL-Vorsitzende und Minister für Regionalentwicklung, Jiří Čunek, geht davon aus, dass Topolánek seine Haltung überdenken wird. "Auf keinen Fall kann man auf einen Minister Druck dahingehend ausüben, wen er zu seinem Stellvertreter zu benennen hat", sagte Čunek der Tageszeitung Právo (Prag).
František Formánek war bereits während der Amtszeit Jiří Paroubeks im Kulturministerium tätig gewesen, damals unter Ressortchef Vitězslav Jandák. Nach dessen Ablösung durch Martin Štěpánek verließ Formánek auf eigenen Antrag das Ressort. (gp/nk)