Schnell einsteigen in die Straßenbahn, hoffen, dass sie nicht allzu sehr im Verkehr hängen bleibt, dann ein Sprint über den Kleinseitner Ring. Der hat mich wohl gerettet. So gerade noch erreiche ich das "Divadlo Inspirace" rechtzeitig zum Einlass.
Die Bühne im Keller ist ziemlich klein und dunkel, die Zuschauerplätze sind vielleicht zur Hälfte besetzt. Nach etwa fünf Minuten hat sich mein Puls beruhigt und das ist auch gut so, denn mit einem lauten "BANG" startet die Vorstellung. Die vier Künstler legen gleich mal mit einer Dudelsack- und Tanzeinlage los. Aha, alles klar denke ich mir, und versuche mich auf die Geschehnisse auf der Bühne einzulassen.
Dort wird die Geschichte der Mr. Robinson erzählt, der wie immer auf seiner Arbeit im Büro erscheint. Heute allerdings wird er von seinem Boss gefeuert, bekommt immerhin noch die Regeln des Lebens erklärt. Diese werden nun von Robinson also befolgt, dann sollte es doch klappen mit dem Leben: er erklimmt die soziale Leiter, sucht nach seinem Platz in der Gesellschaft, tut alles was von ihm erwartet wird.
Wirklich glücklich macht Mr. Robinson das aber nicht, er verliert sich in der digitalen Welt der Smartphones und des Internets. Er scheint darin gefangen, bis ihn eines Tages ein unerwarteter Brief seines alten Schwarmes, Ginger, befreit. Diese wohnt nun im Ausland, doch Mr. Robinson lässt alles stehen und liegen, sucht und findet sie schließlich nach einer wahnwitzigen Reise. Am Ende sind die Dinge klar. Die Moral der Geschichte, die sogar laut ausgesprochen wird, lautet: "All you need is love."
Zugegeben, diese Geschichte wurde schon tausend Mal erzählt, aber die Art und Weise wie die Künstler das tun, ist neu für mich. Humorvoll, kreativ und abwechslungsreich verstehen es die Vier mit einfacher Theatersprache lustige Unterhaltung zu bieten. Während die durchaus gesellschaftskritische Handlung viel Aufmerksamkeit verlangt, um gänzlich verstanden zu werden, sorgt beispielsweise eine rasante, wie artistische Skiabfahrt für Lacher und gute Laune.
Ich verlasse das Theater mit einem guten Gefühl. Draußen kühlt mich ein lauer Sommerregen von der hitzigen Vorstellung ab. Ganz entspannt schlendere ich dieses Mal zur Tramstation, während mich meine Freundin neben mir anlächelt. Es war schön die Botschaft der Vorstellung zu hören, während sie neben mir saß.