Lidice/Prag - Eine ganze Reihe Museen und anderer Institutionen beleuchtet im Jubiläumsjahr, in dem des 700. Geburtstages Karls IV. gedacht wird, aus unterschiedlicher Perspektive das Leben und Wirken dieses sicher bedeutendsten tschechischen Herrschers.
Die Gedenkstätte Lidice eröffnet den Reigen an Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen zu Ehren des "Vaters der Nation" mit einer eigenen Ausstellung. Sie nutzt dafür die ursprüngliche Wanderausstellung mit dem Titel "Karl IV. in Brandenburg", die hier bereits im Jahr 2008 vorgestellt worden war, um - im Bewusstsein ihres Sendungsauftrags - erneut zum gegenseitigen Verständnis beider Nationen beizutragen.
Die Ausstellung führt zurück ins 14. Jahrhundert, als Tangermünde in den Jahren 1373 bis 1378 neben Prag und Nürnberg zu einem der Machtzentren des Heiligen Römischen Reiches aufstieg.
Kaiser Karl IV. machte Tangermünde zu seinem bevorzugten Sitz und beherrschte von hier aus die Mark Brandenburg, die er für seinen noch nicht erwachsenen Sohn Wenzel und auch das Heilige Römische Reich gewonnen hatte. Das gesamte Königreich und die brandenburgische Markgrafschaft waren im Mittelalter wichtige Mitglieder des Heiligen Römischen Reiches. Die Herrscher beider Länder waren Kurfürsten und Träger von bedeutenden Ehrenämtern.
Kaiser Karl IV. war seit dem 1347 bis 1363 böhmischer König und herrschte zudem über das Königreich - ebenso wie über die Mark Brandenburg - an Stelle seines minderjährigen Sohnes Wenzel. Das Königreich Böhmen war zu dieser Zeit das reichste und mächtigste Mitglied des Heiligen Römischen Reiches und verkörperte die Hausmacht Karls IV.
Im Jahr 1374 schloss sich die Mark Brandenburg an die Länder der böhmischen Krone an, was in Tangermünde feierlich bestätigt wurde. Die Periode der Herrschaft Karls IV. in Tangermünde ist zugleich ein Mosaiksteinchen der brandenburgisch-deutschen und tschechischen Geschichte. (nk)