Prag - Lange galt Tschechien als "das letzte Raucherparadies" in Europa. Dem internationalen Trend zum Trotz, durfte - wenn der Wirt es so wollte - in der tschechischen Kneipe weiter gequalmt werden. Und das wurde es auch.
Doch ab heute ist Schluss damit: Die Biertrinkernation muss ihr frisch gezapftes "pivo" künftig ohne blauen Dunst - oder aber unter freiem Himmel trinken.
Denn am 31. Mai, dem Weltnichtrauchertag tritt in Tschechien ein umfassendes Rauchverbot in Restaurants und Gaststätten Kraft.
Ab Mitternacht ist nicht nur das Rauchen in Restaurants und Gaststätten, sondern auch in Warteräumen öffentlicher Verkehrsmittel, auf Bahnsteigen, in Schulen, auf Kinderspielplätzen, in den Innenräumen von Sportanlagen oder in Zoologischen Gärten generell verboten.
Von dem Rauchverbot in Restaurants ausgenommen sind allerdings elektronische Zigaretten (und in Teestuben Wasserpfeifen), die von den Wirten genehmigt werden können.
Kinos, Theater, Konzertsäle und Ausstellungsräume dürfen künftig keine Raucherräume mehr einrichten. Das Rauchen verboten ist dann auch auf dem Gelände von Krankenhäusern, ausgenommen davon sind lediglich geschlossene psychiatrische Abteilungen.
Besonders umstritten war der Versuch von etlichen Abgeordneten, baulich abgetrennte Raucherzimmer ohne Bedienung zu erlauben. Solche Raucherzimmer wird es jedoch nicht geben.
Angst vor Zechprellern, Geldstrafen für Raucher
Ob den Kneipen tatsächlich ihre Stammkundschaft wegbricht, wie Vertreter der Gaststättenverbände befürchten, wird sich noch zeigen. In Meinungsumfragen spricht sich eine Mehrheit der Tschechen seit Längerem für ein Rauchverbot in Gaststätten aus, Tendenz steigend.
Jetzt, wo es ernst wird, und für tschechische Verhältnisse so etwas wie eine Revolution (von oben) am Schanktisch bevorsteht, plagt Medienberichten nach viele Kneipenbesitzer vor allem die akute Sorge, dass im Schatten der Rauchern auch Zechpreller den Weg vor die Tür der Lokale finden.
Anwohner von Kneipen und Gaststätten wiederum schwant, dass die Lärmbelästigung durch auf der Straße oder in Hinterhöfen stehende Raucher noch zunehmen könnte.
Auf einer Pressekonferenz kündigte der tschechische Gesundheitsminister Miloslav Ludvík heute an, dass den Gastronomen ein Frist von 90 Tagen gegeben werde, um ihren Betrieb an die neuen gesetzlichen Vorgaben anzupassen. In dieser Zeit sollen noch keine Bußgelder erhoben werden.
Uneinsichtige und renitente Raucher, die beim Bier in der Kneipe nicht von ihrem Glimmstängel lassen können, müssen dagegen ab Mitternacht mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Kronen rechnen.
Das von beiden Kammern des tschechischen Parlaments beschlossene Gesetz zum Nichtraucherschutz war im Februar vom tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman - selbst Kettenraucher - unterzeichnet worden und hatte damit die letzte Hürde im Gesetzgebungsverfahren genommen.
Wie die Tageszeitung Lidové noviny berichtet, soll das Staatsoberhaupt bei seinem jüngsten Staatsbesuch in China jedoch auf die dort geltenden Rauchverbote schlicht gehustet haben. (nk)