Prag - Tschechisches Bier (pivo) gehört traditionell zu den besten der Welt, da sind sich Fachleute einig.
Aber auch der Bierkonsum der Tschechen ist seit Langem unangefochten Weltspitze: Statistisch trank jeder Einwohner Tschechiens im Jahr 2014 insgesamt 144 Liter des Nationalgetränks. In früheren Jahren mit besonders heißen Sommern waren es auch durchaus noch einige Liter mehr.
Doch welches Bier ist das beste?
Worüber schon Generationen von Biertrinkern und -kennern debattieren, das wird auch in Zukunft Gesprächsstoff bleiben. Immerhin, nach einer im Jahr 2001 durchgeführten Umfrage der größten tschechischen Tageszeitung Mladá fronta Dnes, bei der die Leser das ihrer Meinung nach beste Bier nennen sollten, lag Pilsner Urquell klar an erster Stelle: Von 5532 abgegebenen Stimmen wurde Pilsner Urquell 1159 mal genannt, gefolgt von Gambrinus mit 984 Stimmen.
Der Abstand zu den auf dem dritten und vierten Platz liegenden Radegast (540 Stimmen ) und Budvar (517 Stimmen) aus der Nationalbrauerei in Budweis ist bereits deutlich größer, ebenso noch einmal der Abstand zu dem auf Platz fünf liegenden Staropramen (379 Stimmen). Allerdings wurde bei der Umfrage nur allgemein nach der besten Marke gefragt, jedoch weder unterschieden zwischen gezapftem und Flaschenbier noch zwischen 10-gradigem oder 12-gradigem... Zündstoff für die Diskussion unter Kennern in der tschechischen Kneipe.
Minibrauereien erleben Boom - und bereichern Biervielfalt
In jüngster Zeit verzeichnen Klein- und Mikrobrauereien einen ungeahnten Boom. Die Biervielfalt in Tschechien ist derzeit so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
So stieg die Zahl der Klein- und Minibrauereien in Tschechien im Jahr 2014 erneut um 50 auf nunmehr 300. Der Marktanteil dieser Kleinen, oft nur für den eigenen Bedarf des angeschlossenen Restaurants produzierenden Bierküchen muss den Großen dennoch noch keine Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Ihr Marktanteil liegt weiterhin bei etwa einem Prozent.
Dennoch sind sie von Bedeutung: "Die großen Brauereien haben unser Vorhandensein zur Kenntnis genommen und nutzen die Zusammenarbeit der Kleinbrauereien zur Entwicklung neuer Biersorten", so Jan Šuráň, der Vorsitzende des Böhmisch-mährischen Verbands der Minibrauereien (Českomoravský svaz minipivovarů).
Trinkgepflogenheiten
Unumstritten ist jedoch die Standardmenge, in der das Bier traditionell ausgeschenkt und am liebsten getrunken wird, nämlich in Halb-Liter-Krügen oder -Gläsern. Und das am liebsten in der jeweiligen lokalen, rauchgeschwängerten Bierstube (hospoda, hostinec) zusammen mit den anderen Stammgästen, mit denen man über Fußball und Eishockey fachsimpeln, politisieren oder sich einfach über dies und jenes gemeinsam aufregen und Witze reißen kann.
Und zuprosten tut man sich gemeinhin, indem man die Gläser mit einem 'Na zdraví!' (Zum Wohl!) zunächst anstößt und - aufgepasst - dann noch einmal kurz mit dem Glasboden den Tisch leicht berührt oder auch heftig darauf schlägt, bevor man den ersten Schluck nimmt.
Kleinigkeiten zum Bier
Trinken macht hungrig, das wissen auch die Gastwirte. Und in jeder ordentlichen Bierwirtschaft gibt es zumindest ein paar Kleinigkeiten für den Hunger zwischendurch. Besonders beliebt ist der in Öl mit Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Gewürzen eingelegte Camembert (nakládaný hermelín), der gut durchgezogen mit ein paar Scheiben Brot serviert wird, sowie marinierte Würstchen, die sogenannten Ertrunkenen (utopence), die meist mit ein paar Zwiebelringen und frischem Brot verschlungen werden.
Typisch tschechisch sind auch die kleinen geflochtenen Zöpfe aus sehr salzigem Käse (korbáček), die man zum Bier knabbert. Ebenfalls zum klassischen Angebot der Bierstuben gehören die sehr fettigen und mit einem ordentlichen Schlag Senf (horčice) servierten Bratwürste (klobása, cigára) und die tschechische Variante des Leberkäses (sekaná). Aber auch Rollmöpse (zavináč) und Matjesheringe (matjesy) fehlen selten.