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| | Musik | 20.3.2008

Tom Waits in Prag - verpasst und gesehen

"Well, Frank hung his wild years on a nail, that he drove through his wife’s forhead." Die makabre Captatio, beiläufig über beliebiges Jazz-Geplätscher geplaudert, war das erste, was ich von Tom Waits bewusst hörte. Der Anfang der "Platte" war im Gespräch am Küchentisch unserer WG untergegangen.

Aber die schräge Gitarre, die melancholischen Bläsersätze und der Säuferbariton mit dem bizarren Falsett hatten mich neugierig gemacht. Wer ist denn das? Tom Waits nicht zu kennen, war damals, im Winter 1985/86, keine Schande.

Swordfishtrombones war gerade zwei Jahre alt, und Rain Dogs, das Album, das Waits auch in Europa Kultstatus sicherte, noch gar nicht erschienen. Für mich begann damals eine musikalische Entdeckungsreise, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Ich kaufte und kaufe mir fast jedes neue Waits-Werk, zunächst auf LP, später natürlich auf CD, und besorgte mir auch fast alle älteren Aufnahmen - vor allem Closing Time aus den frühen 70er Jahren hat es mir bis heute angetan. Langer Rede kurzer Sinn, ich wurde irgendwann vor gut 20 Jahren Tom-Waits-Fan und bin das eigentlich noch heute.

Als vor einigen Monaten das Gerücht auftauchte, Tom Waits würde ein Konzert in Prag planen, war für mich sozusagen alles klar. Ich wusste, dass ich das sehen würde und musste mir nur noch darüber klar werden, mit wem ich das Erlebnis teilen wollte. Der anvisierte Termin lag Ende Juli, also blieb mir genug Zeit - dachte ich. Und lag damit vollkommen verkehrt. Kaum hatte der Vorverkauf fürs Doppelkonzert am 21. und 22. Juli begonnen, waren die "billigen Karten" (um die 50 Euro) schon weg. Von einem Freund, Musiker und ebenfalls Tom-Waits-Fan, erfuhr ich, dass es noch Ticket-Kontingente für je etwa 3000 Kronen geben solle. Bis ich mich durchgerungen hatte, die umgerechnet 140 Euro zu bezahlen, waren auch diese Karten ausverkauft.

Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als das "Musikereignis des Jahres" (so der Musikkritiker Alex Švamperk von Novinky.cz) in den Medien zu verfolgen und zu warten, bis irgendwer seine Handy-Videos auf Youtube hochlädt. Amerikanische Originale muss man eben oft aus der Dose genießen.

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