Prag - Im Rahmen des 19. Prager Theaterfestivals deutscher Sprache wird in der Gaststätte Baráčnická rychta auf der Prager Kleinseite an drei Abenden das Stück "Blasmusik - Dechovka" aufgeführt.
Hinter dem harmlos klingenden Titel verbirgt sich ein bis heute brisantes und höchst emotionsgeladenes Thema: die Zeit der sogenannten "wilden Vertreibungen" und der als "Exzesse" im Widerstand gegen die nazistische deutsche Besatzung legitimierten Verbrechen an sudetendeutschen Zivilisten. Verbrechen, zu denen es nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 und somit nach der Beendigung der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet der Tschechoslowakei kam.
Das dokumentarische Theaterstück wird vom Divadlo Vosto5 inszeniert und thematisiert ein Verbrechen an Sudetendeutschen in der im Süden des Landes bei Dobronín liegenden kleinen Gemeinde Deutsch Schützendorf. Am 19. Mai 1945 wurden nach einer Siegesfeier von einer selbsternannten örtlichen Revolutionsgarde mindestens 15 Deutsche ermordet.
Das Stück wird in tschechischer Sprache aufgeführt, mit deutscher Übertitelung. Es hat drei Handlungsebenen (in den Jahren 1923, 1945 und 2011) und wird von echter Blasmusik umrahmt. Die Zuschauer können so quasi hautnah die Stimmung des damaligen Tanzabends miterleben. (pts/nk)