Benešov nad Ploučnicí/Prag - In der nordböhmischen Kleinstadt Benešov nad Ploučnicí (Bensen) hat sich ein kunsthistorisch bedeutender Komplex zweier selbstständiger Schlösser erhalten - das Obere und das Untere Schloss. Ihnen kann man noch die benachbarte Pfarrkirche Mariä Geburt als drittes Beispiel unverfälscht erhaltener Renaissancearchitektur zuordnen.
Alle diese drei Bauten sind mit dem Adelsgeschlecht der von Saalhausen verbunden, das Anfang des 16. Jahrhunderts nach Böhmen gekommen war und hier im Geiste der sächsischen Renaissance bedeutende Bauaktivitäten entwickelte. Nach dem misslungenen Aufstand der Stände im Jahr 1621 waren auch die Saalhausen gezwungen, das Land zu verlassen. Beide Schlösser bekamen neue Besitzer, aber Bensen wurde nie wieder Herrschaftssitz, weswegen auch keine sonst üblichen "Modernisierungen" mehr vorgenommen wurden.
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts war der Besitz der beiden Schlösser getrennt. Das Untere Schloss erhielt Wilhelm Kinsky von Wchinitz und Tettau. Dieser wurde 1634 zusammen mit Wallenstein ermordet, sein Vermögen konfisziert und das Schloss erhielt der kaiserliche General Johann von Aldringen. Das Obere Schloss bekam Christoph Simon von Thun. Beiden Geschlechtern diente das Schloss als Sommerresidenz und Wohnort für die Gutsverwalter und Förster.
Das Untere Schloss wurde im Jahr 1961 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei einem Brand im Dezember 1969 erlitt das Gebäude glücklicherweise keine größeren Schäden. Allerdingswurde die ethnografische Ausstellung des Nationalmuseums dabei stark beschädigt. Beachtenswert sind die "schwarze Küche" und die Wohnräume der adligen Besitzer.
Das Obere Schloss wurde dank der Bemühungen der Denkmalpflege 1999 für die Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben.
Die einzigartige Renaissanceform beider Schlösser als Anziehungspunkt wird durch die Ausstellung von Möbeln, Porzellan, Waffen, Gemälden, Grafik und Kunstgewerbe in den Räumlichkeiten des Unteren Schlosses ergänzt, die das Leben des niederen Adels am Herrschaftssitz im 16. und 17. Jahrhundert veranschaulicht. Im Schlosshof ist eine Kopie einer Triton-Skulptur des holländischen Meisters Adrian de Vries ausgestellt. (nk)