Prag - Ein Zwangsabstieg, eine Rekordgeldstrafe und ein Einschreiten des böhmisch-mährischen Fußballverbandes sind der vorläufige Höhepunkt im Streit um den Namen zwischen den beiden Prager Fußballklubs FK Bohemians Prag und Bohemians 1905.
Ausgelöst wurde der Skandal durch die Weigerung des Teammanagements des FK Bohemians Prag, gegen die Stadtrivalen aufzulaufen.
Als Strafe ordnete der tschechische Fußballverband die Zahlung von sechs Millionen Kronen und – weitaus folgenreicher – den Abzug von 20 Punkten an. Für den aktuellen Tabellenletzten bedeutet dies den direkten Zwangsabstieg in die zweite Liga. Das ausgefallene Spiel wird mit 3:0 für die Bohemians 1905 gewertet.
Der Streit zwischen den beiden Teams reicht in das Jahr 2005 zurück, als der FC Střížkov den Namen Bohemians kaufte. Seitdem spielen beide Mannschaften mit fast identischem Namen, denselben Farben und dem gleichen Kängurumaskottchen in der Gambrinus Liga.
Damals geriet der ursprüngliche Verein FC Bohemians aus dem Prager Stadtteil Vršovice in finanzielle Schwierigkeiten und konnte den Spielbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten. Im Zuge der Insolvenzverhandlungen sicherte sich der FC Střížkov die Rechte an dem Namen Bohemians. Seitdem weigert sich der von FC Střížkov in Bohemians Prag umbenannte Klub strikt den offiziellen Nachfolgerverein Bohemians 1905 anzuerkennen, der aus der Konkursmasse des FC Bohemians hervorging.
Dass die Mannschaft von Bohemians 1905 überhaupt noch am Spielbetrieb teilnehmen darf, verdankt das Team seinen treuen Fans, die ähnlich wie die Anhänger des FC St. Pauli eine Faninitiative zur Rettung ihres geliebten Vereins gründeten und die fehlende Summe von ungefähr drei Millionen Kronen einsammelten. Mit dieser Summe überstand der FC Bohemians zwar das Schlimmste, musste seinen Namen aber an den FC Střížkov verkaufen. Seitdem schwelt der Streit um die Frage, wer der rechtmäßige Nachfolger des ursprünglichen Teams ist, da der böhmisch-mährische Fußballverband nur einem Team mit dem Namen Bohemians die Spielberechtigung für die erste Liga erteilen will. In einem sehr vagen Urteil entschied der Verband, dass nur das Team, das die Tradition des ursprünglichen FC Bohemians am besten vertritt, weiterhin am Profibetrieb teilnehmen darf.
Selbstverständlich sehen sich beide Seiten mit diesem Schiedsspruch in ihrem Anliegen bestätigt und betrachten den jeweils anderen als unrechtmäßigen Nachfolger des FC Bohemians Prag. Für die Fans der Bohemians 05 ist die Sache eindeutig, sie leben die Tradition des FC weiter und stehen auch in Krisenzeiten hinter ihrem Verein. Ähnlich argumentiert auch Karel Kapr, der Eigentümer des FK Bohemians Prag. Mit dem Namen ist auch die Tradition verbunden. Dem Verband und den Fans ist Kapr schon seit letztem Herbst ein Dorn im Auge, als im Hinspiel die Fans von Bohemians 05 das Fünffache an Eintrittsgelder zahlen musste, während die Fans von Bohemians Prag sich das Spiel umsonst anschauen durften. Fußballerisch dürfte sich der Streit wohl erledigt haben, da beide Mannschaften vorraussichtlich in der nächsten Saison in unterschiedlichen Ligen antreten werden und nur noch Bohemians 05 erstklassig spielen wird.
Rechtlich ist der Namensstreit immer noch ungeklärt und auf Wunsch Kaprs wird wohl die UEFA in den Disput eingreifen. Beide Seiten hoffen natürlich, dass der europäische Fußballverband zu ihren Gunsten Partei ergreifen wird. (alh)