Prag - Wenige Tage vor Weihnachten beginnt in Tschechien traditionell der Straßenverkauf von lebenden Karpfen. In Wasserbottichen werden die Fische zusammengepfercht, die Fischverkäufer bauen ihren Verkaufsstand nebenan auf.
Zur Standardausrüstung bei diesem blutigen Geschäft gehören: ein Hammer (für den obligatorischen Schlag auf den Kopf des zappelnden Fischs), eine Schlachtbank und ein scharfes Messer zum Ausnehmen und Portionieren der Tiere, eine abwischbare Plastikschürze, und selbstverständlich eine Waage, denn der Preis des Fischs richtet sich nach Gewicht.
Genau so ausgerüstet waren auch die Tierschutzaktivisten, die in verschiedenen Städten Tschechiens in den vergangenen Tagen ihre Stände aufbauten. So auch am Freitag in Prag unweit der Metrostation Anděl. Einziger Unterschied: Statt der Karpfen wurden Weihnachtswelpen feilgeboten. Preis für ein Kilo frisches Hundefleisch: 80 Kronen, Schlachten, Ausnehmen und Fellabziehen gegen Aufpreis (30, 35 und 45 Kronen).
Hinter der Aktion stand die Tierschutzbewegung Hnutí 269, die auf diese Weise die tschechischen Verbraucher zum Nachdenken darüber anregen wollte, was der böhmische Karpfen alles über sich ergehen lassen muss, bevor er auf dem Teller landet. Die Tierschützer propagieren dabei eine vegane Lebensweise.
"Mit dem Verkauf von Weihnachtshunden wollen wir auf die völlig unlogische Unterscheidung zwischen einzelnen Tierarten aufmerksam machen. Während wir die einen als unsere häuslichen Streicheltiere ansehen, ihnen unsere Liebe zeigen und uns bemühen, ihnen ein angenehmes und bequemes Leben sicherzustellen, teilen wir den anderen die Rolle zu, unsere Nahrung zu sein und verurteilen sie unbarmherzig zum Tode", heißt es in einer vom Kolektiv pro zvířata Brno (Kollektiv für Tiere Brünn) zu der Aktion herausgegebenen Erklärung.
Wie die in Prag erscheinende Tageszeitung Mladá fronta Dnes berichtet, stießen die vermeintlichen Hundefleischverkäufer mit ihrem Happening auf ein geteiltes Echo. Die Tschechen sind bekanntlich Hundenarren, doch die meisten Passanten erkannten offenbar schnell, dass ihren vierbeinigen Lieblingen nicht wirklich das Fell über die Ohren gezogen wurde. (nk)