Prag - Tschechiens Lockdown in der Coronakrise begann früh, bereits am 11. März 2020 rief die Regierung in Prag den Notstand aus. Schulen wurden geschlossen, ebenso Restaurants und Kneipen, Hotels, Theater, Museen, Kinos, Kureinrichtungen, Casinos, Schwimmbäder, Fitnessstudios, Friseure, Tattoo-Studios.
Zudem wurde eine Ausgangssperre verhängt und selbstverständlich wurden sämtliche Groß- und Sportveranstaltungen untersagt. Es folgte die Maskenpflicht und für Italien-Rückkehrer die behördlich angeordnete heimische Quarantäne. Am 15. März schloss die Regierung zudem sämtliche Grenzen, Tschechien igelte sich ein: Ausländer kamen nicht mehr rein, Tschechen nicht mehr raus.
War das während der Coronakrise aufgekommene #Stayathome in vielen Ländern sehr populär, als Ausdruck von Vernunft, Solidarität und Rücksichtnahme, hatte der Hashtag in Tschechien eher einen schweren Stand. Guter Wille und Social Distancing wurden kurzerhand per Notstandsgesetzgebung von oben verordnet.
Internet: Das Leben ist anderswo
In dieser Situation, verurteilt zum Dasein als Stubenhocker, wurde das Internet für viele Tschechen das letzte offene Fenster zur Welt.
Tatsächlich ergab eine heute vom tschechischen Nachrichtendienst Novinky.cz veröffentlichte Umfrage, dass während des Lockdowns 70 Prozent der Tschechen Online-Einkäufe tätigten. Am häufigsten wurden dabei Bekleidung und Lebensmittel bestellt. Jeder vierte Tscheche gab sogar an, dass er im Internet Waren gekauft habe, die er sich unter normalen Umständen nicht in einem E-Shop geordert hätte.
Eine Chance waren Quarantäne und soziales Distancing nicht nur für Lebensmittellieferdienste, wie zum Beispiel Rohlik.cz und Damejidlo.cz, auch etliche kleinere spezialisierte E-Shops profitierten selbstverständlich von Ausgangssperren und Ladenschließungen und verdanken ihre Entdeckung Covid-19.
Doch was sonst tun zwischen Home Office, Langeweile und Nichtstun? Die Tschechen sind eine begeisterte Sportnation. Eishockey, Fußball, Tennis, das Pardubitzer Pferderennen und in jüngster Zeit auch Biathlon, fesseln Millionen vor dem Bildschirm und bilden zugleich den Anlass für beliebte Sportwetten. Die erste tschechische Fußballliga trägt gar den Namen eines Sportwettenanbieters: Fortuna Liga. Doch wo sein Glück und Nervenkitzel suchen, wenn in Sachen Sport dank Corona gar nichts mehr geht? Klar, im Internet.
Royal Flush Online
Kein Wunder, dass so mancher Zerstreuung in Parallelwelten sucht, wie zum Beispiel in Online-Casinos. Wer erst einmal eintaucht in die virtuelle Welt zwischen Black Jack, Roulette, Poker und Co. verliert jedoch mitunter nicht nur das Zeitgefühl (wie Rick Riordans Fantasy-Romanfigur Percy Jackson mit seinen Weggefährten in Las Vegas), sondern auch schnell die Übersicht. Ersteres dürfte gerade im Corona-Lockdown durchaus willkommen, letzteres jedoch eher unerwünscht sein. Gute Casino Testberichte sind rar und seröse Anbieter, die über eine gültige Lizenz verfügen und eine sichere Einzahlungsmethode anbieten, für Neulinge nicht so leicht von den schwarzen Schafen der Branche zu unterscheiden.
Einfacher ist es im realen Leben, dort kann man eher dem Augenschein trauen. Vor allem in den Grenzregionen sprossen die Spielbanken in den vergangenen zwanzig Jahren wie Pilze aus dem Boden. An die erhabenen Vorbilder aus der k.u.k.-Zeit reichen sie jedoch nicht heran. Tschechiens bekanntestes Casino ist spätestens seit dem gleichnamigen James-Bond-Streifen aus dem Jahr 2006 vermutlich das imaginäre "Casino Royale" im mondänen westböhmischen Kurort Karlsbad. Als Kulisse diente dabei das dem Grandhotel Pupp gegenüber liegende Kaiserbad, ein denkmalgeschütztes Kurbad aus dem Jahr 1895, das tatsächlich einst auch ein Casino beherbergte und das derzeit einer auf etwa dreieinhalb Jahre währenden Rundumerneuerung unterzogen wird.
Eine Spielbank soll der majestätische Prachtbau nach seiner Wiedereröffnung übrigens nicht beherbergen, Touristen dagegen schon. Allerdings hat die fast dreimonatige Grenzschließung dem tschechischen Kur- und Bäderwesen ebenso wie dem gesamten Fremdenverkehr einen heftigen wirtschaftlichen Schlag versetzt. Seit einigen Tagen sind die Grenzen endlich in beide Richtungen wieder wirklich offen, und das letzte, was sich tschechische Hoteliers und Gastronomen im Hinblick auf die dringend notwendige finanzkräftige ausländische Klientel gewünscht wird ist: #Stayathome. (dap)