Prag - In Tschechien wurden erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie innerhalb eines Tages mehr als 2.000 Neuinfektionen erfasst. Aus den Daten des Gesundheitsministeriums geht hervor, dass am Mittwoch insgesamt 2.139 Menschen positiv gestestet wurden, 464 mehr als am Vortag und ein neuer absoluter Rekord.
Zwar wurde auch die Zahl der täglich durchgeführten Coronatests in den vergangenen Tagen erhöht, der Spitzenwert wurde mit 18.942 Abstrichen dabei bisher am 11. September erreicht. Doch ein deutlicher Anstieg ist auch beim Anteil der positiven Tests an der Zahl der Gesamttests zu verzeichnen, im Sieben-Tage-Mittel betrug der Anteil zuletzt 8,95 Prozent, Tendenz weiter steigend.
Lange Schlangen vor Corona-Teststationen
Als beschränkender Faktor für die weitere Steigerung der durchgeführten Test erweist sich dabei derzeit, dass die Teststationen vielerorts den Personenandrang nicht mehr bewältigen können. In Prag standen die Menschen vor den Teststationen zum Teil stundenlang Schlange, und viele wurden abgewiesen oder mussten am Ende nach langer Wartezeit ungetestet und unverrichteter Dinge nach Hause.
Auch die Zahl der Patienten, die im Krankenhaus stationär behandelt werden, nimmt zu und ist in der vergangenen Woche um mehr als ein Drittel gestiegen. Am Dienstag wurden 388 Menschen mit Covid-19 in den Krankenhäuser stationär behandelt, 55 mehr als am Vortag. Insgesamt 81 Patienten befanden sich dabei in ernstem Zustand, gut ein Viertel mehr als noch in der vergangenen Woche.
Seit Anfang September steigt zudem die Zahl der Menschen, die an oder mit dem Covid-19 starben. Den Statistiken nach starben seit Beginn der Pandemie in Tschechien am 1. März bis heute 482 Patienten, davon 58 allein seit Anfang September.
Gesundheitsminister: Situation "nicht gut"
Nach Einschätzung des tschechischen Gesundheitsministers Adam Vojtěch vom Montag sind die Krankenhäuser in Tschechien derzeit noch weit davon entfernt, an ihre Kapazitätsgrenzen zu gelangen. Am Mittwoch räumte der Minister jedoch ein, die derzeitige epidemiologische Situation sei "nicht gut".
Der frühere stellvertretende Minister und derzeitige Regierungsbevollmächtigte für Wissenschaft und Forschung im Gesundheitswesen, Roman Prymula, sagte am Montag, dass die Zahl der Infizierten wahrscheinlich noch mindestens zwei bis drei Wochen ansteigen werde. Einen erneuten Lockdown schloss er dabei nicht kategorisch aus, sieht ihn jedoch nur als allerletzte Notbremse für den Fall, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser für die Behandlung von Covid-19-Patienten an ihre Grenzen zu stoßen drohten.
"Im Moment ist es unsere Priorität, den beginnenden exponentiellen Anstieg an positiven Fällen zu stoppen. Weitere Maßnahmen kann ich aber nicht ausschließen", so Gesundheitsminister Vojtěch am Mittwoch. (nk)