Prag - Als politisch engagierter Künstler wollte Karel Gott, "die goldene Stimme aus Prag", nie gelten.
Dennoch soll er sich nach der Niederschlagung des "Prager Frühlings" bei den kommunistischen Machthabern in Prag gegen die damals gängige Zensurpraxis ausgesprochen haben.
Das geht aus einem Brief des Sängers an den damaligen KSČ-Vorsitzenden Gustav Husák aus dem 1971 hervor, den der Online-Dienst Aktualne.cz (Prag) am Dienstag in Auszügen veröffentlichte.
Damals befand sich Karel Gott nach einer umfangreichen Tournee in der Bundesrepublik Deutschland und weigerte sich, ebenso wie zwei prominente Mitglieder seines Ensembles, in die Tschechoslowakei zurückzukehren. Dass er sich dennoch gegen die Emigration entschied, führt Aktualne.cz auf das Ergebnis der Kommunikation mit Husák zurück.
"Zuhause bin ich auf Schritt und Tritt unüberwindbaren Belästigungen begegnet", so Gott in dem auf den 21. Juli 1971 in Hamburg datierten Brief an den Vorsitzenden der Staatspartei. Es folgen Beschreibungen der unterschiedlichsten Verbote und Zensurmaßnahmen durch die Behörden in der ČSSR. "Die Institutionen, auf die wir bei unserer Arbeit angewiesen waren, führten eine Atmosphäre herbei, in der es unmöglich war, irgendetwas Schönes zu schaffen", führte der bereits damals ausgesprochen populäre Künstler aus.
Im weiteren Verlauf betonen Gott und die beiden Mitverfasser, ihre Musik sei niemals politisch engagiert gewesen und erklären, dass sie zur Rückkehr in die Heimat bereit seien, falls die Zensur gegen sie unterbliebe. "Ich glaube fest daran, dass sowohl ich, als auch meine beiden Autoren, in Ihrer Person und Ihrer Weisheit Verständnis für unsere komplizierte Situation finden", wendet Gott sich zum Abschluss des Schreibens an Husák.
Kurze Zeit später kehrten der Publikumsliebling und seine beiden Songschreiber nach Prag zurück und setzten ihre Karrieren erfolgreich fort. Nach zahlreichen anderen Auszeichnungen wurde Karel Gott 1985 der prestigeträchtige Titel "Nationalkünstler" (Národní umělec) verliehen, von Gustav Husák, der mittlerweile Staatspräsident war.
Zur Echtheit des Briefes hat der Künstler bislang noch nicht konkret Stellung bezogen. "Es kann sein, dass ich das mitunterzeichnet habe. Dass mag schon sein", sagte er in einer aktuellen Stellungnahme. "Aber warum soll ich Husák um Hilfe gebeten haben? Das gibt doch keinen Sinn", schränkte er zugleich ein.
Stattdessen beharrt Karel Gott auf seiner Version der Episode, die die Öffentlichkeit in Tschechien bereits kennt. Danach sei der Kontakt gerade von Husák ausgegangen. Der Parteichef habe ihn über die tschechoslowakische Handelsvertretung in Frankfurt am Main zur Rückkehr aufgefordert und ihm versichert, dass er keine negativen Konsequenzen für sich und seine Mitarbeiter zu befürchten habe. (gp)
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29.7.2009
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In einem Brief soll Karel Gott KP-Chef Husák 1971 um Hilfe gebeten haben
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Autor:
Georg Pacurar
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