Prag - Der Kommunist Miloslav Ransdorf ist unerwartet am Freitag in Prag gestorben. Das berichteten tschechische Medien am Freitagabend. Der Tod des Mitglieds des Europaparlaments wurde von der Führung seiner Partei, der KSČM, bestätigt.
Den Berichten nach soll Ransdorf am Freitag bewusstlos in die Prager Klinik IKEM eingeliefert worden sein, über die genaue Todesursache wurde zunächst nichts bekannt. Medien spekulieren über einen Gehirnschlag.
Der Philosoph und Historiker Miloslav Ransdorf galt als einer der profiliertesten Köpfe der Kommunistischen Partei, in der er seit 1972 Mitglied war und sich vor allem seit der Samtenen Revolution 1989 politisch engagierte.
Von 1990 bis 1992 saß er als Abgeordneter im Parlament (Föderalversammlung) der Tschechoslowakei. Von 1996 bis 2004 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses des Tschechischen Parlaments, seit 2004 saß er für die KSČM im Europaparlament.
Parteifreunde, aber auch politische Gegner zeigten sich vom unerwarteten Tod des Politikers betroffen und würdigten Ransdorf als bedeutende politische Persönlichkeit.
Staatspräsident Zeman ließ über seinen Sprecher mitteilen, Ransdorf sei "einer der scharfsinnigsten Intellektuellen gewesen, die ich kannte".
Ministerpräsident Bohuslav Sobotka schrieb: "Auch wenn ich in einer Reihe von Meinungen mit Herrn Ransdorf nicht übereinstimmte, habe ich ihn als sehr gebildeten Menschen respektiert, als Politiker mit einem weiten Überblick".
Ransdorf war im Dezember vergangenen Jahres international in die Schlagzeilen geraten, nachdem er am 3. Dezember 2015 versucht hatte, zusammen mit drei Slowaken bei einer Schweizer Bank in Zürich mit gefälschten Papieren 350 Millionen Euro abzuheben. Der Betrugsversuch flog auf und der Politiker wurde mit den Begleitern für zwei Tage festgenommen.
Erklärungsversuche nach der Tat waren bisher nicht überzeugend. Noch vor wenigen Tagen hatte Ransdorf eine Pressekonferenz in der Sache im Prager Café Louvre veranstaltet. (nk)