Prag - Die rechtsextreme tschechische Nationalpartei will in Lety bei Písek (Südböhmen) ein "Denkmal" für die Opfer des Zweiten Weltkriegs errichten. Das berichtet die Tageszeitung Lidové noviny (Prag).
Der drei Tonnen schwere Steinquader, der am 21. Januar enthüllt werden soll, trägt unter anderem die Aufschrift: "Hier war ein Sammellager. Es handelte sich nicht um ein Konzentrationslager. Geschichte ist keine Frage der Auslegung, sondern der Wahrheit."
An der Stelle des ehemaligen Konzentrationslagers befindet sich heute eine Schweinemast.
Roma-Verbände zeigten sich empört über das Vorhaben und kündigten Proteste an. "Das ist Rassismus der schlimmsten Art", sagte Čeněk Růžička vom Ausschuss für die Entschädigung der Roma-Holocaust-Opfer.
Roma-Vertreter fordern seit langem eine Verlegung der Schweinemastfarm
In dem bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in der Tschechoslowakei errichteten "Internierungslager" waren während der deutschen Okkupation in den Jahren 1942 und 1943 etwa 1.300 Sinti und Roma gefangen gehalten worden. 326 von ihnen kamen in Lety ums Leben, darunter mehr als die Hälfte Kinder. Mehrere hundert Häftlinge wurden von Lety nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
Seit Jahren fordern Roma-Vertreter eine Verlegung der Schweinemastfarm, die sich auf dem ehemaligen KZ-Gelände befindet. Premier Jiří Paroubek hatte vor wenigen Monaten erklärt, die Regierung werde eine Verlegung des Betriebs finanzieren. Konkrete Beschlüsse folgten bislang aber nicht.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Regierung sagte, er werde versuchen, die Aktion der Nationalpartei "mit friedlichen Mitteln" zu verhindern. Die Partei, die in Flugblättern im Zusammenhang mit Lety von "Lügen über ein angebliches Konzentrationslager" spricht, erklärte, sie habe für die Errichtung des "Denkmals" die notwendigen Erlaubnisse von der Gemeinde.
Sowohl die Gemeinde als auch der Schweinefarm-Betreiber betonten aber, sie hätten kein grünes Licht für die Aktion gegeben.
Schon frühere hatten auch Politiker, die nicht zum rechtsextremen Spektrum gezählt werden, die Existenz eines Roma-Konzentrationslagers geleugnet. So hatte der KSČM-Europaabgeordnete Miloslav Ransdorf erklärt, Lety sei kein KZ gewesen.
Dieser Ansicht ist auch Präsident Václav Klaus. Lety sei kein KZ sondern "ein Arbeitslager für diejenigen, die es ablehnten zu arbeiten" gewesen. Die Menschen seien dort an Krankheiten gestorben, nicht aber ermordet worden, so der Präsident im vergangenen Jahr gegenüber Lidové noviny. (nk/gp)