Prag - In einem Artikel für die in Prag erscheinende Tageszeitung Lidové noviny setzt sich der sozialdemokratische tschechische Premier Jiří Paroubek offensiv gegen die anhaltende Kritik an dem Polizeieinsatz gegen die Teilnehmer der Technoparty CzechTek 2005 zur Wehr.
So schreibt der Regierungschef, der harte Kern der Technoanhänger seien „keine tanzenden Kinder“, sondern vielmehr bildeten ihn „gefährlich besessene Leute, mit anarchistischen Neigungen“.
Dies sei „politisch, soziologisch sowie auch polizeilich und nachrichtendienstlich perfekt dokumentiert“. Man müsse die Dinge mal beim rechten Namen nennen.
Weiter heißt es in dem Artikel, in ganz Europa habe man damit leidlich Erfahrung. Denn diese Leute seien international vernetzt und provozierten unter Alkohol und Drogen „massive gewalttätige Demonstrationen gegen die friedfertige Gesellschaft“. „Der Logik dieser Gewalttäter entspricht auch das System der Ausrichtung ihrer Partys“, so der Premier wörtlich.
So würden über das Internet und das Mobilfunknetz ausländische Gruppen mit örtlichen Organisatoren kommuniziern, die „in großen Automobilen durch das Land kreuzen“, um dann zu gegebener Zeit an einem geheim gehaltenen Ort einzutreffen und zwar so, dass nicht einmal Ordnungskräfte verhindern könnten, dass sich nach wenigen Stunden bereits Tausende versammelten.
Gewalt verpackt in romantisches Abenteurertum
Was als angebliche Musikleidenschaft daherkomme sei in Wirklichkeit die Suche nach Adrenalinaktivitäten und gefährlichen Situationen für sich selbst und weitere Tausende Jugendliche, die mit dem besten Willen kämen, sich einfach nur zu vergnügen.
Zur Rechtfertigung des Polizeieinsatzes führt Paroubek dann eine ganze Reihe an Gründen an. So müsse man die Rechte der „von Schmutz und Lärm terrorisierten Bevölkerung“ in den ganzen angrenzenden Gemeinden, durch die die Karawanen führen in Betracht ziehen, ebenso die Störung der Umwelt und elementaren Hygiene sowie die das „Risiko der Verbreitung von Aids, Gelbsucht, Salmonellen usw.“, zudem die Verschmutzung des Geländes mit Abfällen.
Da im westeuropäischen Ausland seit Jahren gegen derartige nicht angemeldete Musikveranstaltungen kompromisslos durchgegriffen werde, seien die Veranstaltungen in den vergangenen Jahren immer mehr nach Tschechien ausgewichen, weil sich die tschechische Polizei zu tolerant gezeigt habe.
In diesem Jahr habe man erstmals eine solche „wilde“ Veranstaltung verhindern können, wenngleich zum Preis von hohen öffentlichen und privaten Schäden und vielen Verletzten. Die hohe Zahl von 50 verletzten Polizisten zeuge zudem von der Aggressivität der Partyanhänger.
Vergleiche mit dem totalitären Sicherheitskräften nicht am Platz
Parallelen oder Vergleiche mit dem Vorgehen der repressiven Ordnungskräfte des totalitären Regimes der kommunistischen Tschechoslowakei weist Paroubek in dem Artikel zurück. Sie seien vielmehr eine Beleidigung aller Bürger, die im November 1989 mit einer hehren menschlichen Botschaft auf die Straße gegangen seien und jede „Analogie mit der gegenwärtigen Raserei junger Anarchisten“ sei unkorrekt und schlichtweg zielgerichtet.
Für Mittwoch haben Kritiker des Polizeieinsatzes weitere Protestkundgebungen angekündigt, unter anderem ist eine Demonstration um 17 Uhr vor dem Prager Innenministerium auf der Letná-Ebene geplant. (nk)