Prag - Auf der Letná-Ebene in Prag haben am Mittwoch wieder über 6 000 Menschen vor dem Innenministerium gegen den blutigen Einsatz der Polizei vom vergangenen Wochenende gegen die Teilnehmer der Technoparty CzechTek 2005 demonstriert.
Auch in anderen Städten in Tschechien kam es zu Protestaktionen. Bei der gewaltsamen Beendigung der Party durch Spezialeinheiten der Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas waren über 100 Menschen verletzt worden, etwa die Hälfte davon Polizisten.
Vertreter der Demonstranten erklärten in Prag, dass sie weder mit Premier Paroubek noch mit Innenminister Bublan verhandeln würden, da diese die Wahrheit verzerren würden. Ein Gespräch zwischen den Gegnern des Polizeieinsatzes mit den beiden dafür verantwortlichen Politikern ist daher bisher nicht zu Stande gekommen.
Bei der Demonstration wurde dazu aufgerufen, eine Petition gegen den Polizeieinsatz zu unterzeichnen.
Zudem riefen die Veranstalter der Protestaktion dazu auf, sich am heutigen Donnerstag an den Aufräumarbeiten des Geländes beim westböhmischen Mlýnec na Tachovsku zu beteiligen, auf dem die nicht angemeldete Party CzechTek stattgefunden hatte.
Unterstützung für die Demonstranten von Havel und Musiker Michal Kocáb
Prominente Unterstützung erhielten die Protestaktionen gegen das Vorgehen der Polizei unter dessen von Ex-Präsident Havel, der von Premier Paroubek und Innenminister Bublan um eine Vermittlerrolle gebeten worden war. Auf der Demonstration wurde eine Nachricht Havels verlesen: "Diese Art der Initiative ist mir nahe", lautete die knappe Botschaft des ehemaligen Staatsoberhauptes.
An der Demonstration nahm auch der Musiker Michal Kocáb teil, der noch auf der Stelle die Petition unterschrieb und deutliche Worte fand: „Es war ein brutaler Einsatz, schlichtweg eine Sauerei, die kommunistische Einsätze kopiert." Von Paroubek und Bublan erwartet er daher entweder eine Entschuldigung oder ihren Rücktritt.
Prager Oberbürgermeister Pavel Bém: Einladung nach Prag
Kritik, wenn auch aus einer anderen Richtung, kommt auch vom Prager Bürgermeister „Der aggressive, dumme und unverhältnismäßige Einsatz der Polizei war eine Einladung an die Teilnehmer von CzechTek nach Prag und ein hingeschleuderter Fehdehandschuh. Prag ist ein Denkmalreservat und keine Wiese, die Schäden in der Stadt könnten unvergleichlich höher ausfallen," so der Oberbürgermeister der Hauptstadt.
Den Polizeieinsatz gegen CzechTek soll nun ein spezielles Kontrollteam untersuchen, dass das Polizeipräsidium zusammengestellt hat, wegen des negativen Echos auf den Einsatz. Es soll sich auf die Analyse der umstrittenen Schritte einzelner Polizisten konzentrieren. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit in diesem Zusammenhang um Fotos und Videos der Aktion. (nk)